Dynamik in Bildern. Verwenden Sie längere Verschlusszeiten bei der Kinderfotografie
Beim Fotografieren von Kindern versuchen die meisten Menschen, die schnellen Bewegungen im Foto einzufrieren. Manchmal lohnt sich jedoch eine andere Vorgehensweise. Mit leicht verschwommenen Aufnahmen gewinnen Ihre Fotos an Dynamik. Es lohnt sich, wenn Sie bei der Kinderfotografie längere Verschlusszeiten verwenden. So können Sie auch an bewölkten Tagen mit wenig Licht, tolle Fotos schießen.
Beim Fotografieren von Kindern verwenden die meisten Menschen eine kurze Verschlusszeit, um die Bewegung einzufrieren und die Person scharf darzustellen. Standardmäßig verwendet man eine Verschlusszeit von 1/250 Sekunden und bei schnelleren Bewegungen 1/500 s oder sogar 1/1000 s.
Falls genug Licht vorhanden ist, dann ist dies kein Problem. An schaurigen Tagen hingegen, wo weniger Licht zur Verfügung steht, löst man das Problem mit einer höheren ISO. Die Erhöhung der Lichtempfindlichkeit führt jedoch auch zu mehr Bildrauschen. Dieses Rauschen können Sie zwar in Zoner Photo Studio reduzieren, der Nachteil ist jedoch, dass die Bildschärfe abnimmt. Daher hat die Erhöhung der ISO ihre Grenzen.
Mehr Dynamik in Bildern
Die Verwendung einer kurzen Verschlusszeit ist ein sicherer Weg, wie man scharfe Aufnahmen macht. Ob das Kind hierbei rennt oder auf einem Trampolin springt, ist hierbei völlig irrelevant. Aber manchmal fehlt diesen Bildern hierdurch eine gewisse Dynamik.
Ein kleiner Fahrradfahrer, der mit einer Verschlusszeit von 1/1000 s mit der Fotokamera erfasst wurde, sieht so aus, als ob er gerade stehengeblieben ist. Wenn Sie die Blende jedoch etwas länger geöffnet lassen, dann wird nur der sich am schnellsten bewegende Teil des Bildes verwischt aussehen (in diesem Fall die Füße und Pedalen) und das Bild wirkt überzeugender.
Experimentieren Sie daher bei der Kinderfotografie mit unterschiedlichen Verschlusszeiten. Insbesondere eine Verschlusszeit um die 1/125 s eignet sich gut – das Hauptmotiv wird scharf dargestellt, während die Bewegung leicht verwischt wird.
Sichere Verschlusszeit bei Aufnahmen aus der Hand
Falls Sie sich dazu entscheiden, aus der Hand zu fotografieren, dann müssen Sie die Zeit berechnen, in der Sie ruhige Aufnahmen machen können. Diese ist von der Brennweite des Objektivs sowie Ihren Händen abhängig.
Die Regel besagt: Die Verschlusszeit bei Aufnahmen aus der Hand entspricht in etwa der aktuellen Brennweite. Wenn Sie also mit einer Brennweite von 35 mm fotografieren, dann ist eine Verschlusszeit von 1/30 Sekunden noch relativ sicher (gilt für Vollformatkamera – bei anderen Bildsensoren müssen Sie die Brennweite mit dem Cropfaktor multiplizieren).
Wenn die Brennweite des Objektivs länger ist (z. B. 85 mm), dann müssen Sie hierfür eine adäquate Verschlusszeit (in diesem Fall 1/80 s) verwenden. Eine Ausnahme gilt jedoch beim Schwenken mit der Kamera (Panning-Technik).
Perfekt mitziehen
Panning ist eine effektive Technik, die zur Hervorhebung der Bewegung optimal ist. Das Objekt wird bei solchen Aufnahmen (zumindest teilweise) scharf abgebildet, während der Hintergrund typischerweise mit “Streifen” verwischt dargestellt wird. Sie können auch mit einem Stativ oder einem Monopad solche Aufnahmen machen. Bei Aufnahmen mit der Hand hat man jedoch mehr Freiheit.
Das Wesentliche bei dieser Technik ist, dass man mit der Kamera dem Objekt folgt. Ferner sollte man die Bewegung auch noch einen kurzen Moment nach der Betätigung des Auslösers kopieren.
Zu Beginn lohnt sich das Mitziehen in horizontaler Richtung. Wenn Sie diese Technik schon etwas beherrschen, dann können Sie auch vertikale Bewegungen fotografieren.
Die empfohlene Verschlusszeit beginnt bei 1/60 s und endet bei 1/15 s. Mir persönlich liegt eine Zeit von 1/25 s am meisten. Eine kürzere Verschlusszeit kann nämlich dazu führen, dass der Hintergrund nicht ausreichend verwischt ist. Bei längeren Verschlusszeiten bekommt man wiederum Probleme mit der Schärfe des Objektes.
Ferner sollte der ISO-Wert so niedrig wie nur möglich sein (bei den meisten Kameras liegt er bei 100). Arbeiten Sie daher mit der Zeitvorwahl (Blendenautomatik S) oder im manuellen Modus. Die Blendenzahl stellt dann die Fotokamera automatisch ein. Beim manuellen Modus stellen Sie die ISO in Abhängigkeit vom vorhandenen Licht und der Helligkeit der Szene ein.
Tipp: Die besten Ergebnisse erzielen Sie bei der Verwendung des kontinuierlichen Autofokus (AF-C).
Die Panning-Technik macht süchtig und die Ergebnisse sind nicht vorhersehbar – die meisten Aufnahmen landen nämlich im Papierkorb ihres Computers. Die gelungenen Fotos sind aber umso eindrucksvoller.
Verwenden Sie das Stativ und erzählen Sie Geschichten
Die Verwendung eines Stativs hat einen großen Vorteil – Sie sind nicht an die Verschlusszeit für Aufnahmen aus der Hand gebunden. Daher haben Sie mehr Experimentiermöglichkeiten, können die Atmosphäre im Bild hervorheben und Geschichten erzählen. Der Nachteil liegt in der niedrigeren Mobilität.
Bei der Kinderfotografie werden Sie ein Stativ insbesondere bei zwei Szenentypen schätzen:
1) statische Szene, wobei das Kind in Bewegung ist,
2) stehendes (sitzendes) Kind sowie sich bewegende Objekte in der Umgebung.
Für die erste Szene eignet sich ein Kinderspielplatz. Fokussieren Sie manuell auf den unbeweglichen Teil der Attraktion (z. B. die mittlere Stange beim Karussell) und stellen Sie eine Verschlusszeit Ihrer Wahl ein. Denken Sie daran, dass je höher die Verschlusszeit ist, desto verschwommener ist der Hintergrund, aber auch das Kind.
Eine umgekehrte Situation liegt vor, wenn Sie ein Schulkind darum bitten, sich kurz hinzustellen oder zu setzen und nicht zu bewegen (bei kleineren Kindern ist dies problematisch). Bei einer Verschlusszeit von einer 1/2 bis 1 Sekunde stellen Sie dann problemlos vorbeigehende Menschen verschwommen dar. Solche Aufnahmen wirken häufig sehr emotiv und die Mühe mit dem Stativ macht sich bezahlt.
Tipp: Beim Fotografieren mit dem Stativ, sollten Sie einen Fernauslöser verwenden. Hierdurch vermeiden Sie Verwacklungseffekte, die das Bild wertlos machen.
ND-Filter zur Verlängerung der Verschlusszeit nutzen
Auch bei Kinderaufnahmen hat die längere Verschlusszeit ihre Daseinsberechtigung und oftmals erhält man zauberhafte Bilder. Manchmal hindert Sie jedoch zu viel Licht an langen Verschlusszeiten. Dieses Problem lösen Sie mithilfe eines Neutraldichte-Filters, welcher die einfallende Lichtmenge reduziert (bzw. die Verschlusszeit um soviel EV verlängert, wie auf dem Filter angegeben wird).
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass ein ND8 Filter (Erhöhung der der Verschlusszeit um 3 EV) ausreicht. Falls dies nicht ausreicht, dann können Sie den ND-Filter mit einem Polfilter kombinieren. Oder Sie warten auf einen bewölkten Tag.
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