Was ist Belichtung und wie wirkt sie sich aus

Über Belichtung haben Sie sicher schon gehört, möglicherweise sind Sie sich aber über ihre Bedeutung ein wenig im Unklaren. Ein erfolgreiches Foto hängt von vielen Dingen ab – z. B. von guten Lichtbedingungen während der Aufnahme. Einen bedeutenden Einfluss auf das Endergebnis hat aber auch die richtige Kameraeinstellung, allen voran die der drei Belichtungselemente – Verschluss(Belichtungs-)zeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit. Der Fotograf muss die Werte so wählen, damit sowohl die richtige Belichtung (nicht zu hell/dunkel), als auch seine eigentliche Intention erzielt werden. Die Parametereinstellung entscheidet nämlich drüber, wie Raum und Zeit auf dem Foto festgehalten werden.

BELICHTUNG

Den Begriff Fotografie könnte man sehr gut als Lichtzeichnung umschreiben. Demnach ist die richtige Belichtungseinstellung auch grundlegende Bedingung, wenn man ein hochwertiges Foto erstellen will. In der Szene gibt es jeden Moment eine gewisse Lichtmenge, die auf den lichtempfindlichen Zellen des Sensors aufgenommen werden muss. Erreicht den Sensor zu wenig Licht, entsteht ein dunkles, unterbelichtetes Bild. Bei einer zu großen Einstrahlung werden die lichtempfindlichen Zellen überladen und es entsteht eine Überbelichtung und jegliche Zeichnung geht verloren.

GRUNDLEGENDE BELICHTUNGSPARAMETER – BLENDE UND ZEIT

Zur Regelung der einstrahlenden Lichtmenge auf den digitalen Sensor gibt es zwei grundlegende Belichtungsparameter – die Blende und die Verschlusszeit. Die Blende befindet sich bei heute gängigen Kameras im Objektiv und sie hilft den Lichtdurchfluss durchs Objektiv zu steuern. Sie funktioniert praktisch gleich wie ein Wasserhahn – je weiter geöffnet, desto mehr fließt durch.

Der zweite Belichtungsfaktor ist die Verschlusszeit, also jene Zeit, während der das durchs Objektiv fließende Licht die Sensorzellen laden kann. Das können eine Hundertstelsekunde oder auch beispielsweise zehn Sekunden sein.

Vorstellen können Sie sich die lichtempfindlichen Zellen wie leere Wassergläser, die zu befüllen sind. Dort, wo die Szene dunkler ist,  werden die Gläser weniger befüllt, dort wo sie heller ist, mehr. Idealerweise wählt man einen solchen Durchfluss (Blende) und eine Verschlusszeit, damit auch an den dunkelsten Stellen die Gläser zumindest teilweise befüllt werden und an den hellsten wiederum nicht übergehen. Das setzt allerdings voraus, dass Sie die Szene mit geringem Dynamikumfang (Low Dynamic Range) fotografieren.

Die Szene mit geringem Dynamikumfang. Auch an den dunkelsten Stellen ist die Zeichnung sichtbar (sie verfließt nicht in eine schwarze Fläche) und es gibt keine Überbelichtungen (weiße Stellen ohne Zeichnung).
Die Szene mit geringem Dynamikumfang. Auch an den dunkelsten Stellen ist die Zeichnung sichtbar (sie verfließt nicht in eine schwarze Fläche) und es gibt keine Überbelichtungen (weiße Stellen ohne Zeichnung).

DYNAMIKUMFANG IN SZENEN

Der Dynamikumfang einzelner Szenen umfasst den Helligkeitsunterschied zwischen den dunkelsten und hellsten aufgenommenen Szenenbereichen. Man kann ihn in Belichtungswerten angeben (Exposure Value, EV), wobei der Wert von +1 EV die doppelte Lichtmenge als bei einem Wert von 0 EV darstellt. Dagegen gibt -1 EV die halbe Lichtmenge als bei 0 EV an.

Die Szene mit geringem Dynamikumfang. Auch an den dunkelsten Stellen ist die Zeichnung sichtbar (sie verfließt nicht in eine schwarze Fläche) und es gibt keine Überbelichtungen (weiße Stellen ohne Zeichnung).
Die Szene mit geringem Dynamikumfang. Auch an den dunkelsten Stellen ist die Zeichnung sichtbar (sie verfließt nicht in eine schwarze Fläche) und es gibt keine Überbelichtungen (weiße Stellen ohne Zeichnung).
Die gleiche Szene wie im vorigen Bild. Die Aufnahme entstand allerdings aus einem HDR Bild, das aus neun Teilbelichtungen zusammengesetzt wurde. In den dunkelsten Schattenbereichen und auch in den hellsten Partien ist die Zeichnung erhalten worden.
Die gleiche Szene wie im vorigen Bild. Die Aufnahme entstand allerdings aus einem HDR Bild, das aus neun Teilbelichtungen zusammengesetzt wurde. In den dunkelsten Schattenbereichen und auch in den hellsten Partien ist die Zeichnung erhalten worden.

Der im JPEG-Format (Standard Kamerabildformat) darstellbare Dynamikumfang liegt ca. bei 6 bis 7 EV, wobei der Dynamikumfang einer Szene an sonnigen Tagen meist höher ist. Deshalb sollte man – wenn möglich – im RAW Format fotografieren. Der Dynamikumfang der Sensoren bei heute gängigen Kameras ist höher und ermöglicht somit Szenen mit größeren Dynamikumfängen aufzunehmen. Bei der darauffolgenden Bearbeitung kann man deshalb in Schattenbereichen die Zeichnung hervorheben und sie in helle Bereiche wieder einfügen.  Im JPEG-Format wäre sie bereits endgültig verloren.

SCHON VON HDR GEHÖRT?

Eine spezielle Technik, mittels derer man eine Szene mit großem Dynamikumfang (High Dynamic Range – HDR) fotografieren kann, ist die Aufnahme ein und derselben Szene mit verschiedenen Belichtungen. Diese Aufnahmen kann man dann in einem digitalen Fotostudio (z.B. Zoner Photo Studio) in ein Bild mit Standarddynamikumfang zusammensetzen. Auf diese Weise kann man beim Drucken oder Präsentieren am Monitor Szenen mit viel größeren Dynamikumfängen interpretieren, als der Monitor oder das Papier normalerweise darstellen können.

Normalerweise muss man die gesamte Szene auswerten und entscheiden, auf welchen Bereich des Dynamikumfangs man im Finalbild verzichtet. Die Einstellungen sollten stets so gewählt werden, dass das Hauptmotiv gut belichtet ist. Bestes Beispiel dafür – Porträtfotos mit Gegenlicht und Himmel im Hintergrund. Berücksichtigen Sie für die Belichtung die gesamte Szene, wird am Ende zwar der Himmel richtig belichtet sein, statt eines Porträts bekommen Sie allerdings nur eine Silhouette. Der Himmel nimmt nämlich verhältnismäßig viel mehr Fläche als der Porträtierte ein und beeinflusst somit die Gesamtbemessung der Belichtung. In solchen Fällen verzichten Sie lieber auf die Zeichnung am Himmel und belichten nach dem Porträtierten.

In diesem konkreten Fall kann man den Dynamikumfang verringern, indem man die Lichtzufuhr, mit der man den Porträtierten belichtet, erhöht. Dabei kann es sich sowohl um künstliches Licht (z.B. Blitz), als auch um natürliches, z.B. von einem Reflektor reflektiertes natürliches Licht handeln. Ähnlich kann man beispielsweise bei Landschaftsfotografie den Dynamikumfang mittels Verwendung eines neutralen Verlaufsfilters am Objektiv herabsetzen, welcher den Lichtdurchfluss teilweise beschränkt.

DIE TECHNISCH RICHTIGE BELICHTUNG

Für die technisch richtige Belichtungseinstellung gibt es Belichtungsmesser. Die fortschrittlicheren können direkt das Licht auf der Szene messen. Sie messen dabei ganz einfach die Lichtmenge, die sich an der Stelle des Hauptmotivs befindet, ab und stellen je nach Messergebnis die Belichtungsparameter ein. Belichtungsmesser sind ziemlich kostspielig, ihre Preise betragen meist das Vielfache einer normalen Kompaktkamera. Deshalb begnügt man sich normalerweise mit dem in der Kamera eingebauten Belichtungsmesser. Der kann zwar nicht direkt die Lichtmenge auf der Szene messen, er kann aber das Licht, das von der fotografierten Szene reflektiert wird und direkt aufs Objektiv fällt, ablesen. Den Funktionen der Belichtungsmesser werden wir uns allerdings in einem der nächsten Teile dieser Serie widmen.

Hochwertiger Belichtungsmesser zur Abmessung von natürlichem und künstlichem Licht.
Hochwertiger Belichtungsmesser zur Abmessung von natürlichem und künstlichem Licht.

KREATIVE BELICHTUNGEN

Sie werden wahrscheinlich nicht immer eine Szene absolut technisch richtig belichtet fotografieren wollen. Möchten Sie beispielsweise eine Kerzenflamme in absoluter Dunkelheit aufnehmen, während die Lichtmenge in der Umgebung aber noch relativ hoch ist, würde man bei technisch richtiger Belichtung auf dem Bild neben der Flamme sicherlich auch noch das Umfeld sehen. In solchen Fällen muss man gezielt unterbelichten und die Belichtungsparameter so einstellen, dass der relativ hohe Stand des Umgebungslichts nicht, die Kerzenflamme allerdings ausreichend belichtet wird.

In unserem nächsten Artikel werden wir uns detailliert mit der Blende und den Belichtungszeiten befassen und wir werden uns ansehen, dass es mehrere verschiedene Kombinationen gibt, um eine technisch richtige Belichtung zu erreichen. Jede dieser Kombinationen führt jedoch zu einer anderen Auswertung der fotografierten Szene, weshalb die Wahl der Belichtungsparameter voll und ganz von Ihren künstlerischen Vorhaben abhängen wird.

DRITTER BELICHTUNGSPARAMETER – ISO-EMPFINDLICHKEIT

Für die grundlegende Bewältigung der Belichtung reichen Ihnen Blende und Verschlusszeit, da sie direkten Einfluss auf die Lichtmenge, die auf den digitalen Sensor einfällt, haben. Den dritten Belichtungsparameter – die ISO-Empfindlichkeit, sollten Sie als ein Hilfsmittel für jene Fälle betrachten, in denen Sie aufgrund von zu wenig Licht auf der Szene nicht die gewünschte Belichtung erzielen können.

Durch eine höhere ISO-Wert-Einstellung fällt zwar nicht mehr Licht auf den Sensor, das eingefallene Licht wird aber vervielfacht. Nachteil dieser Methode ist allerdings, dass bei höheren ISO-Werten auch das digitale Rauschen hochgerechnet wird, welches zusammen mit den Lichtinformationen in die lichtsensiblen Zellen aufgezeichnet wird. Je kleiner die lichtsensiblen Zellen des Sensors, desto weniger Lichtinformation passt hinein und das Verhältnis zwischen aufgezeichneter Lichtmenge und digitalem Rauschen ist kleiner. Kleinere digitale Sensoren sind bei höheren ISO-Werten deshalb anfälliger für digitales Rauschen als große Sensoren, die größere lichtempfindliche Zellen haben.

Aus dieser Information folgt auch, dass die Bemühungen der Kamerahersteller, auf kleine Sensoren viele lichtsensible Fotozellen zu zwängen, sinnlos sind. Für einen hochwertigen A3 Druck ist eine Kamera mit 8MPx Auflösung vollkommen ausreichend. Durch zunehmende Pixel am Sensor wächst die Möglichkeit des digitalen Rauschens, Details kommen aber keine hinzu. Im Gegenteil, aufgrund der Entrausch-Algorithmen, die in den Kameras eingebaut sind und die nach dem Prinzip der Zeichenverwischung funktionieren, kommt es zur weiteren Degradierung des Fotos.

Versuchen Sie deshalb beim Fotografieren immer den Basis-ISO-Wert Ihrer Kamera (meist ist es der niedrigste ISO 100 oder ISO 200) einzustellen. Erhöhen Sie den Wert nur dann, wenn es notwendig ist. Andererseits müssen Sie sich vor digitalem Rauschen aber auch nicht fürchten – besser ein leicht rauschendes Foto, als ein Bild, das wegen der zu langen Belichtungszeit vollkommen verwackelt ist.

Sie können natürlich gewisse Unvollkommenheiten der Belichtung im Zoner Photo Studio nachbearbeiten. Das richtige Verständnis, wie Belichtung funktioniert und wie man die Kamera diesbezüglich richtig einstellt, spart Ihnen allerdings viel Zeit.