Grundregeln der Komposition

Die Kompositionsregeln zu kennen ist unumgänglich, wenn man seinem Publikum attraktive Fotos präsentieren will. Damit sich eine einfache Bildaufnahme zu einem echten Foto entwickeln kann, muss man diese Regeln befolgen. Natürlich kann man durch das absichtliche Verstoßen gegen solche Regeln mit den eigenen Werken provozieren, es muss aber in solchen Fällen die Absicht, nicht die Unkenntnis hinsichtlich der Regeln, klar ersichtlich sein.

Was bedeutet Komposition?

Der Begriff Komposition umschreibt den Aufbau einer Fotografie, genauer gesagt die Stelle, an der sich innerhalb der Bildfläche das Hauptmotiv im Verhältnis zu den Bildrändern und anderen Bildelementen befinden sollte. In einem kompositionsmäßig gut durchdachten Foto werden Nebenelemente dazu verwendet, um den Blick des Betrachters auf das Hauptmotiv zu lenken.

Es gibt eine ganze Reihe von Kompositionsregeln. Dank einigen können Sie den ästhetischen Wert Ihrer Fotos erhöhen, bei anderen führt allein die Nichtbefolgung der Regel zu einer ästhetischen Verschlechterung des Bildes.

Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/1250 s, f/2.0, ISO 80, Brennweite 5,1 mm (Äquivalent 24 mm)
Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/1250 s, f/2.0, ISO 80, Brennweite 5,1 mm (Äquivalent 24 mm)

Viele der fotografischen Kompositionsregeln wurden aus der Malerei übernommen. Maler haben es jedoch gegenüber Fotografen deutlich einfacher, da sie ihre Zeichnung auf einer leeren Leinwand beginnen und die weiteren Bildelemente selbst bestimmen und anordnen können. Im Gegensatz dazu müssen Fotografen – falls sie nicht ausgerechnet eine arrangierte Szene fotografieren – die richtige Komposition mittels genauer Standort- und Brennweitenwahl erzielen. Diesen zwei Hilfsmitteln werden wir uns jedoch erst in einigen weiteren Artikeln widmen.

Das Hauptziel der Komposition besteht darin, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Hauptmotiv zu lenken und sie dort zu halten. Wird der Blick also von anderen Bildelementen abgelenkt oder gestört, wurde das Bild falsch komponiert.

Kompositionsregeln, die man einhalten sollte

Trennung Hauptmotiv und Hintergrund

Bei einer richtigen Komposition sollten Sie vor allem darauf achten, dass das Hauptmotiv deutlich vom Hintergrund getrennt wird. Erreichen können Sie das, indem Sie mit einer kleinen Schärfentiefe arbeiten und die Position des Hauptmotivs zum Hintergrund kontrollieren.

Vor allem Fotoanfängern kann es oft passieren, dass Sie sich zu sehr auf das Hauptmotiv konzentrieren und den Hintergrund außer Acht lassen. Typischerweise entstehen daraufhin Fotos, auf denen Gegenstände aus den Köpfen wachsen und Ähnliches.

Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/50 s, f/2.8, ISO 80, Brennweite 12,8 mm (Äquivalent 60 mm)
Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/50 s, f/2.8, ISO 80, Brennweite 12,8 mm (Äquivalent 60 mm)

Berührungen von Bildelementen vermeiden

Kontrollieren Sie stets, dass sich einzelne Bildelemente nicht gegenseitig und auch nicht die Bildränder berühren. Zwischen den einzelnen Elementen sollte ein klarer Abstand eingehalten werden. Für den Fall, dass sich bestimmte Bildelemente überlappen, muss eindeutig sein, dass es sich um eine künstlerische Absicht und nicht um einen Kompositionsfehler handelt.

Kompositionsregeln, die das Fotoniveau verbessern

Bildrahmen ausfüllen

Eine sehr oft nicht eingehaltene Grundregel besteht im Ausfüllen der gesamten Fotofläche. Gerade bei Anfängern entsteht etwa recht häufig aus einem beabsichtigten „Porträt“ eine Aufnahme, auf der die Person winzig aussieht, nur etwa 10 Prozent der Fläche mittig im Bild einnimmt und lauter uninteressante, ablenkende Bildelemente um sich hat.

Hauptmotiv im goldenen Schnitt

Die meisten Motive, die sie fotografieren werden, eignen sich nicht dazu, in den Bildmittelpunkt gesetzt zu werden. Da der Hauptfokussierungspunkt der Kameras aber in der Mitte des Bildfeldes angesetzt ist, neigen viele Anfänger dazu, das Hauptmotiv in die Fotomitte zu platzieren.

Eine sehr viel angenehmere Komposition stellt der sog. Goldene Schnitt dar. Vereinfacht können Sie sich vorstellen, das Bild horizontal und vertikal zu dritteln. An den vier entstandenen Kreuzungspunkten liegen die idealen Stellen für das Hauptmotiv.

Drittel-Regel anwenden

Die Drittel-Regel habe ich bei der Platzierung des Hauptmotivs erwähnt, sie eignet sich aber auch bei der Unterteilung der Bildfläche. Etwa bei Landschaftsfotografie bietet es sich an, den Horizont in ein Bilddrittel zu platzieren, anstatt in die Mitte, da das Bild so dynamischer wirkt. Ob auf dem fertigen Bild mehr Landschaft oder mehr Himmel zu sehen ist, hängt davon ab, wie interessant die fotografierte Szene ist.

Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/800 s, f/2,6, ISO 200, Brennweite 10,2 mm (Äquivalent 48 mm)
Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/800 s, f/2,6, ISO 200, Brennweite 10,2 mm (Äquivalent 48 mm)

Hauptmotiv soll Blicke anziehen

Nachdem Sie das Hauptmotiv vom Hintergrund abgehoben und es in den Goldenen Schnitt platziert haben, sollten Sie jetzt die Blicke des Betrachters auch auf dieses Hauptmotiv lenken. Dazu verhelfen Ihnen sog. Leitlinien. Diese können ganz konkret sein (Weg, Zaun) oder nur angedeutet werden (etwa durch eine Reihe sich wiederholender Gegenstände).

Diese Bildelemente leiten den eingefangenen Blick des Betrachters weiter. Sobald die Linien zum Hauptmotiv führen, haben sie ihren Zweck erfüllt. Linien, die im Gegenteil die Aufmerksamkeit des Betrachters vom Foto wegziehen, sollten tunlichst vermieden werden.

Bildelement im Vordergrund

Ein Foto ist ein zweidimensionales Medium, auf dem man Räumlichkeit darzustellen versucht. Das grundlegende Hilfsmittel dafür ist die Arbeit mit Licht. Der widmen wir uns in den künftigen Artikeln.

Sie verleihen einem Foto an Raum aber auch, indem Sie einen Vordergrund einbauen. Damit unterteilen Sie das Bild in drei Grundpläne (Vordergrund, Hauptmotiv, Hintergrund) und bringen die Räumlichkeit erfolgreich zum Ausdruck. Besonders wichtig ist ein Vordergrundelement bei Landschaftsfotografie mittels Weitwinkelobjektiv.

Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/500 s, f/4,5, ISO 80, Brennweite 5,1 mm (Äquivalent 24 mm)
Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/500 s, f/4,5, ISO 80, Brennweite 5,1 mm (Äquivalent 24 mm)

Saubere Bildränder

Beachten Sie bei der Bildgestaltung die Fotoränder. Es ist wichtig, dass keine bedeutungslosen und ablenkenden Bildelemente ins Bild eingreifen und die Aufmerksamkeit zu den Rändern ziehen. Typisch dafür sind z.B. Äste am Himmel. Glücklicherweise kann man heutzutage solche Mängel relativ schnell in einem Fotoeditor ausbessern.

Kontrast

Eine einfache und effektive Methode, ein Hauptmotiv hervorzuheben, ist ein kontrastierender Hintergrund. Insofern kann man vor allem den Farbkontrast (sehr effektiv etwa ein stark farbliches Motiv auf neutralem Hintergrund), den tonale Kontrast (vor allem in Bezug auf Schwarz-Weiß- Fotos) und den Bedeutungskontrast (alt versus neu, glatt versus rau, lackiert versus abgeblättert usw.) ausnutzen.

Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/1250 s, f/4,5, ISO 100, Brennweite 12,8 mm (Äquivalent 60 mm)
Panasonic Lumix DMC-LX3, 1/1250 s, f/4,5, ISO 100, Brennweite 12,8 mm (Äquivalent 60 mm)

Rhythmus

Kompositionsmäßig effektive Fotos entstehen dann, wenn sich der Hintergrund aus sich wiederholenden, ein Muster bildenden Gegenständen zusammensetzt (Säulenreihe, Transportkiste gefüllt mit einer Obstsorte). Das Foto weist dadurch einen bestimmten Rhythmus auf, der durch das gut platzierte Hauptmotiv unterbrochen wird. Ist überdies das Ende der rhythmischen Reihe nicht sichtbar, wirkt das Foto unendlich. Der Betrachter hat dann das Gefühl, die Säulenreihe würde niemals aufhören.

Diagonal komponieren

Ein weiterer grundlegender Kompositionsfehler betrifft die Neigung des Horizonts. Auch diesen Mangel können Sie im Zoner Photo Studio richten, Sie riskieren damit aber den Verlust gewisser Bildbereiche. Anhand der absichtlichen Drehung des Bildes können Sie Ihrer Aufnahme an Dynamik verleihen. Die Neigung muss allerdings so stark sein, dass an einem Vorsatz nicht gezweifelt werden kann. Diese Technik stellt eine potentielle Gefahrenquelle dar, die jeder Fotograf mit der Zeit selbst meistern muss.

Ausgeglichene Komposition

Jedem Bildelement kommt eine gewisse Wichtigkeit zu. Diese hängt vor allem von seiner Bedeutung für die beabsichtigte Darstellung und seiner Größe im Verhältnis zu den anderen Bildelementen ab. Das Foto sollte ausgeglichen sein und der Beobachter nicht das Gefühl haben, dass eine bestimmte Seite überwiegt. Bildet etwa das Hauptmotiv ein im Vergleich zum Nebenmotiv relativ kleines Element (Tourist vor Sehenswürdigkeit), dann erzielen Sie ein ausgeglichenes Bild, indem Sie das Hauptmotiv näher an den Rand und das Nebenmotiv mehr in die Mitte des Fotos platzieren.

Endformat bedenken

Das Hauptproblem beim Fotografieren von Architektur stellen stürzende Linien dar. Diese können nur durch spezielle, die Perspektive verändernde Objektive oder – billiger – in Fotoeditoren korrigiert werden. Beim Aufnehmen eines solchen Motivs müssen Sie dieses Problem bereits bedenken und eine größere Bildfläche miteinrechnen, da nach der Bearbeitung ein Teil der Aufnahme verloren geht.

Auch das beabsichtigte Druckformat sollten Sie sich bereits während des Fotografierens überlegen. Bei Kleinformatbildern oder Fotos, die lediglich für die Ansicht am Computer gedacht sind, werden Sie weniger Bildelemente einfließen lassen, als bei einer meterlangen Vergrößerung.

Mit den einzelnen Kompositionsregeln werden wir uns noch in den nächsten Artikeln detailliert beschäftigen.

Nutzen Sie Kompositionsregeln zu Ihrem Vorteil

Durch das Einhalten der Kompositionsregeln werden Ihre Fotos für Ihr Publikum verständlicher und somit attraktiver. Ein Foto wird wie ein Buch gelesen. Es ist für den Betrachter erfreulicher, wenn auf Anhieb klar ist, was das Hauptmotiv ist und wenn die restlichen Elemente nicht störend wirken.

Durch vorsätzliches Durchbrechen der Regeln können Sie Ihr Publikum wiederum provozieren. Sie übertragen auf das Bild somit eine gewisse Unruhe, die den Betrachter möglicherweise ein wenig erregt und er sich das Bild dadurch besser einprägt. Es muss jedoch absolut klar sein, dass es sich um eine absichtliche Regelverletzung und nicht um deren mangelnde Kenntnis handelt. Denn sonst regt sich der Betrachter über das Bild lediglich auf, ohne davon beeindruckt zu werden.