Fotografieren von Glas- und Glanzprodukten
Das Schwierigste an Produktfotografie ist das Ablichten von transparenten und reflektierenden Gegenständen. Schauen wir uns also gemeinsam die besten Lösungswege an.
Transparente Gegenstände werden generell auf eine andere Art und Weise fotografiert als übliche Dinge aus Plastik oder mit matter Oberfläche. Da man Glas an sich nicht wirklich sehen würde, nimmt man die Konturen von Glasgegenständen nur aufgrund der Lichtbrechung war. Die jeweilige Form des Produktes spiegelt die verwendeten Lichter und wenn diese zu stark gestreut werden, werden auf dem Produkt die Farben des ganzen Raumes sichtbar. Deshalb gilt: So wenig Umgebungslicht wie möglich, und ansonsten in Räumen mit weißen Wänden fotografieren.
Nehmen wir Gläser als Beispiel: Die einfachste Lösung besteht im Benutzen einer schwarzen Glasfläche als Untergrund und eines einzigen Lichts zur Beleuchtung der Hintergrundwand. So erhalten wir einen hellen Hintergrund und dunkelkantige Produkte.
Möglich ist auch jene Variante, bei der man das Hintergrundlicht weglässt und dafür zwei Lichter seitlich von hinten benutzt. Diese sieht man folglich an den Produktkanten. Man muss aufpassen, dass das Licht nicht auch auf die Wand strahlt, weshalb entweder ein Wabenfilter zu verwenden ist (der allerdings in der Spiegelung sichtbar sein könnte) oder die Lichter von der Wand weggedreht werden müssen. Zweitgenannte Option setzt natürlich voraus, dass man sich in einem großen Raum befindet und das Licht nicht wieder von der gegenüberliegenden Wand reflektiert wird.
Alle diese Varianten sind mit anderen – etwa farbigen – Hintergrundlichtern kombinierbar, die der Szene ein wenig mehr Leben einhauchen können.
Feinere Szenen mit fließenden Lichtübergängen erreicht man beispielsweise anhand des im letzten Artikel erwähnten Fototisches, der über seine transparente Rückwand (bzw. wahlweise auch von unten) beleuchtet wird. Hierbei müssen die Positionen der einzelnen Lichter ganz genau abgestimmt werden, man erhält dadurch aber mehrere unterschiedliche Stile. Auf dem Tisch befindet sich kein Glas, sondern eine halbtransparente Opal-Hintergrundplatte, weshalb es zu keinen Spiegelungen kommt.
Natürlich kann man auch bei Fototischen das Produkt von der Seite beleuchten und somit einen dunklen Hintergrund bekommen, die Opalplatte scheint jedoch immerhin auch unter dem Gegenstand auf. Vergleicht man das Bild mit den Aufnahmen auf dem schwarzen Glas, sieht man, dass man dort das Objekt von überall beleuchten konnte ohne die Unterlage zu beeinflussen.
Glänzende Gegenstände
Auch wenn das Fotografieren von Glanzobjekten jenem von Glasobjekten in vielerlei Hinsicht ähnelt, ist es bei Glanzobjekten unzureichend, lediglich die Produktkanten zu erfassen. Da das Glanzobjekt aber erst dann richtig sichtbar wird, wenn sich darin etwas spiegelt, sollte dieses „Etwas“ wohl überlegt und durchdacht sein. Gewünscht wäre ein größtmögliches und gut verteiltes Licht in unmittelbarer Nähe des fotografierten Objekts.
Wenn Sie aber glaube, dass dafür am geeignetsten ein Fotozelt wäre, irren Sie sich. Fotozelte sind zwar oftmals äußerst nützlich, bei stark spiegelnden Gegenständen werden aber sogar die Nähte zwischen den Zeltwänden sichtbar.
Man muss in diesem Fall viel mehr improvisieren und darauf achten, wo die Softboxlichter platziert werden.
Raumabdunkelungen sind hierbei ausschlaggebend. Glanzobjekte spiegeln oftmals Fenster oder Deckenlampen und falls sich noch dazu verschiedene Weißtöne mischen, müssen Sie mit störenden gelben (oder blauen) Reflexionen rechnen.
Falls es Sie etwa stört, dass auf dem glänzenden Schöpfer die Ränder der Softbox zu sehen sind, müssten Sie zunächst einen fließenden Lichtübergang erstellen. Diesen erreicht man, wenn man beispielsweise durch einen Stoff durchleuchtet, der größer ist als die Lichtquelle. Die komplizierteste Variante sieht demnach folgendermaßen aus:
In diesem Fall ist der Unterschied zwar nicht gravierend, jedoch zumindest im vorderen Bereich des Eisschöpfers ersichtlich.
Komplexere Kompositionen
Als Beispiel eine Szene mit ungleichmäßigem Hintergrund und einem vergleichsmäßig schwierigerem Gegenstand.
Schon an den Einstellungen können Sie sehen, dass die Situation ein wenig komplexer ist:
Verwendet werden vier Lichter, wovon drei auf das Produkt gerichtet sind: zwei seitlich von vorne und eines (rundes Beauty Dish) scheint von oben um eine helle Vorderkante zu erzielen. Das viertle Licht scheint ebenfalls von oben auf den Hintergrund, wodurch ein schöner Übergang entsteht.
Die Produkte müssen aber keineswegs nur statisch sein:
Dieses Foto wurde auf dem Boden auf einem einfach beleuchteten Papier mit einer vorab geschärften Kamera und Zeitauslöser aufgenommen. Nach ein paar Dutzend Wurfversuchen entstanden auch ein paar interessante Bilder.
Blick hinter die Kulissen
Um auch etwas vom Backstage Bereich zu zeigen, anbei die für mich bislang schwierigste Arbeit – das Fotografieren von Schlafsäcken für die Firma Prima Outdoor. Die Aufnahme der Vorbereitungen ist schon vielsagend.
Neben den vorbereiteten Schlafsäcken können Sie sehen, dass der gerade verwendete senkrecht auf einer hölzernen Konstruktion (diese wir anschließend am PC gelöscht) befestigt ist. So wie auch bei anderen Produkten bestand die Hauptarbeit wohl im Auffüllen und Arrangieren des Schlafsacks, wo einmal mehr ersichtlich wird, dass Fotografieren vor allem das Lösen von Problemen bedeutet.
Andreas Wölfel
Wer schon ein mal versucht hat, solche Produkte zu fotografieren freut sich über diesen Artikel.
Er stellt sehr anschaulich und praxisnah die Schwierigkeit und auch deren Lösung dar.
Danke!