Fotograf Lukáš Kenji Vrábel: den Fotoapparat bedienen können reicht nicht

Die Bilder von Lukáš „Kenji“ Vrabel haben sich dank seines unverwechselbaren Stils auf den ersten Blick in unser Gedächtnis geprägt. Große Brennweite, unverwechselbare und dennoch geschmackvolle Arbeit mit Farben und angenehme Stimmung, die von seinen Porträts ausgeht. Das sind nur einige der Zutaten, durch die Kenjis Stil unter die Haut geht. Wir waren aber mehr an seiner Arbeit interessiert und haben ihn ausgefragt. Das Ergebnis ist das folgende inspirierende Interview.

Lesen Sie hier, wie er arbeitet, wie er über seine Arbeit denkt und schauen Sie hinter die Kulissen seines Know-how’s.

Name: Lukáš „Kenji“ Vrábel

Alter: 31

Weblink: www.kenji.cz

Wer bin ich: Lifestyle-, Produkt-, Portrait- und Hochzeitsfotograf

Was ich fotografiere: Emotionen, Erlebnisse und Geschichten

Was bedeutet Fotografie für Sie?

Mit einem Foto kann ich etwas erfassen, was nicht anders festgehalten werden kann. Dieser kurze Moment voller Emotionen, den nur wenige mit bloßem Auge wahrnehmen können.

Es bereitet mir Freude, wenn mein Foto jemanden für einen Moment fesselt und zwingt, die Gefühle aufzunehmen, die darin eingefangen sind. Ich wünsche mir, dass sich dies in meinem gesamten Portfolio wiederspiegelt. Ob bei privaten Porträts, Hochzeitsbildern oder kommerziellen Lifestyle-Fotos für meine Kunden.

Können Sie sich an Ihre fotografischen Anfänge erinnern? Womit hatten Sie am meisten zu kämpfen?

Am meisten hatte ich bestimmt mit der Bedienungsanleitung des Fotoapparates zu kämpfen. Ich hätte sie damals lesen sollen, vielleicht hätte ich mir ein Jahr erspart, in dem ich vergeblich versuchte, mir alles selbst beizubringen. Später, nachdem ich einige Artikel gelesen und mir Tutorials auf Youtube angesehen hatte, verstand ich die Bedienungsweise. Aber am längsten brauchte ich, um herauszufinden, welche Richtung ich einschlagen wollte. Nun weiß ich es hoffentlich.

Fotograf Lukáš Vrábel: den Fotoapparat bedienen können reicht nicht, man muss das Fotografieren genießen

Sie unterrichten auch Fotografie. Glauben Sie, dass es notwendig ist, zuerst einen Kurs oder Schule zu besuchen, um ein guter Fotograf zu werden?

Ich würde vielleicht mit Vorsicht behaupten, dass ich Fotografie unterrichte. Viele Leute würden sicherlich protestieren. Sagen wir, ich gebe Workshops und Kurse, bei denen ich weitergebe, was ich gelernt habe. Ich versuche nicht, jemandem dogmatisch aufzuzwingen, wie man Fotos und Postproduktionen macht.

Und vielleicht sehe ich dies als ein ziemlich grundlegendes Problem der Fotografieschulen – das erzwungene Lernen, wie es gemacht werden sollte. Ich denke, Kinder werden dabei gebremst sich zu entfalten und kreativ zu sein. Am Ende verlieren sie durch die Schule den Spaß daran. Ich sehe es jedes Jahr bei jungen Studenten, die bei mir ein Praktikum machen. Kurse können großartig sein, aber man sollte nur das mitnehmen, was man braucht und nicht versuchen die Vorgehensweisen anderer zu kopieren.

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Bei wem (welchem bekannten Fotografen) würden Sie einen Fotografie-Kurs besuchen? In wem sehen Sie Ihr Vorbild?

Ich weiß es nicht genau. Vielleicht würde ich an gar keinem Kurs teilnehmen wollen. Ich genieße es, wenn ich alles selbst erforschen kann. Dies sind die größten Herausforderungen für mich – ein Bild von einem beliebigen Autor zu nehmen und herauszufinden, wie ich dieses Ergebnis erzielen kann.

Sicher gibt es einige erfolgreiche Fotografen, von denen ich gerne ein paar „Kleinigkeiten“ lernen würde. Hauptsächlich in Marketing, Kommunikation und Business. Und zu wem schaue ich auf? Auf jeden Fall Jacob & Pauline – ein überaus erfolgreiches tschechisches Paar. Meine weiteren Favoriten sind Denis Fueco, Jan Dikovský, Lucie Nesládková, Dalibor Bijelic und viele andere.

Sie behaupten von sich, dass Sie ein neugieriger Mensch sind. Was erregt in letzter Zeit am meisten Ihre Aufmerksamkeit?

Die meiste Aufmerksamkeit wird auf die aktuellen neun Monate gelenkt, in denen wir auf unseren ersehnten Familienzuwachs und „Thronfolger“ warten. Das ist etwas Neues für mich und ich freue mich sehr auf das, was mich erwartet. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich.

Fotograf Lukáš Vrábel: den Fotoapparat bedienen können reicht nicht, man muss das Fotografieren genießen

In meinem Job zieht meine Aufmerksamkeit das Finden von Wegen, um meinen Workflow besser zu präsentieren und zu automatisieren, auf sich. Ich versuche, meine Zeit besser zu organisieren, damit ich mich mehr meiner Familie widmen kann.

Existiert ein Bild oder Situation, welche sie schon lange fotografieren möchten, aber sich noch nie die Möglichkeit ergab?

Ich habe schon eine Weile ein Bild im Kopf, auf dem das Brautpaar rückwärts ins Wasser fällt. Wahrscheinlich hört sich das komisch an, aber es reizt mich sehr, diesen kurzen Moment festzuhalten, bevor sich die Oberfläche über ihnen schließt. In diesem Moment muss eine Menge Emotionen in ihren Gesichtern stattfinden, welche ich gerne auf diesem Foto sehen würde. Leider hatte noch keines der Paare den Mut dazu. Was ich verstehe – beim heutigen Preis der Hochzeitskleider!

Denken Sie, dass die Stimmung des Fotografen das resultierende Bild beeinflusst? Erhalten Sie dasselbe Ergebnis, wenn Sie müde sind oder sich umgekehrt auf das Fotoshooting freuen?

Sicher. Die Stimmung ist einer der Hauptfaktoren, die das resultierende Foto beeinflussen. Wenn sich ein Fotograf während eines Fotoshootings nicht wohl fühlt, bekommt er das Bild nie so hin, wie er es gerne hätte. Ich beobachte das sehr oft in meinen Workshops, wo ich versuche, eines der Hauptthemen der praktischen Fotografie hervorzuheben – die Kommunikation mit dem Model. Hierbei kann man gut beobachten, wie problematisch es für einen Fotografen ist, cool zu bleiben. Am Ende ist auch die fotografierte Person unentspannt, was später auf den Bildern zu sehen ist.

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Auf die meisten Fotoshootings freue ich mich sehr und genieße sie. Der Kunde ist oft nach einer Weile auf der gleichen Welle und genießt es genauso, obwohl er Anfangs etwas nervös war. Entspannt zu sein ist viel schwieriger zu lernen als das Bedienen einer Kamera, woran viele Fotografen scheitern.

Jeder Fotograf sucht seinen individuellen Stil. Bei Ihren Fotos wissen die Leute normalerweise, dass es sich um „Kenjis Arbeit“ handelt. Denken Sie darüber nach, Bilder an den Kontext anderer anzupassen, oder achten Sie nicht darauf?

Ich denke, jeder, der sich meinen Instagram-Feed ansieht, weiß dass ich nicht wirklich gut bin! Ich versuche, die Fotos kohärent und konsistent aussehen zu lassen, aber ich finde es schade, bei jedem Bild den gleichen Filter anzuwenden und es dabei zu belassen. Meiner Meinung nach ist jedes Bild oder jede Serie anders und meine Fotos sind oft so unterschiedlich, dass ich sie sowieso nie gleich tönen würde. Und ich finde mich langsam damit ab, dass sich das nie ändern wird.

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Die Erkennbarkeit meiner Handschrift liegt wahrscheinlich in der Verwendung einer großen Brennweite (24 mm), die ich überall verwende. Ich mag die Tatsache, dass ich mehr vom Umfeld auf das Bild bringen kann, was meiner Meinung nach die Geschichte jedes meiner Fotos vervollständigt. Aber wenn die Leute „Kenjis Arbeit“ wegen etwas anderem erkennen, würde ich gerne wissen, was es ist.

Verwenden Sie immer die gleichen Voreinstellungen oder bearbeiten Sie jedes Foto / jede Serie separat?

Ich habe ungefähr 5 Voreinstellungen, die ich grundsätzlich benutze, um meine Fotos zu färben. Zum Ausprobieren gehen Sie auf gumroad.com/kenjisshotbook. Es sind Voreinstellungen, die mein Auge erfreuen. Ich denke, dass sie für die meisten meiner Fotos funktionieren. Wenn ich einzelne Fotos bearbeite, wird jedes individuell abgestimmt, sodass die Voreinstellung nur den Grundton bestimmt.

Sie sind zwar ein Sigma-Ambassador, aber mal ganz unabhängig von der Marke: Wenn Sie nur ein Objektiv wählen würden, welches wäre es und warum?

Meine Herzensangelegenheit ist das Sigma 24mm f / 1.4 ART. Ungeachtet der Tatsache, dass es Sigma ist, ist es das Objektiv, das am besten zu mir passt. Ich mag die Ausgabe und die Schärfe und benutze es fast jedes Mal beim Fotografieren. Am allermeisten gefällt mir an dieser Brennweite, dass sie in der Lage ist, eine große Menge an Umgebung und Umfeld hinter dem fotografierten Objekt einzufangen, was meiner Meinung nach für die Vervollständigung der Atmosphäre und der Geschichte des Fotos von entscheidender Bedeutung ist. Im Gegensatz zu langen Brennweiten, bei denen sich nur Nebel (Bokeh) im Hintergrund befindet. Es spielt dann keine Rolle, ob Sie das Porträt mit einem Baum im Hintergrund oder im Studio vor einem zerknitterten grünen Bettlaken aufnehmen.

Fotograf Lukáš Vrábel: den Fotoapparat bedienen können reicht nicht, man muss das Fotografieren genießen

Fotografieren Sie gerne jeden Tag und suchen Sie nach neuen Ideen? Haben Sie manchmal eine dunkle Phase?

Zum Glück shoote ich nicht jeden Tag, dann würde die dunkle Phase vielleicht kommen. Ich bin immer auf der Suche nach Inspiration und neuen Wegen, um weiter zu kommen. Manchmal habe ich Momente, in denen mir etwas in den Sinn kommt und ich es sofort ausführen möchte. An diesem Punkt stelle ich fest, dass nicht jeder sofort rennen möchte, um vor meiner Kamera zu posieren. Sicher habe ich auch ab und zu eine dunklere Phase, so wie alle anderen. Aber anstatt darin zu ertrinken, zwingt und motiviert es mich, etwas Neues auszuprobieren.

Was macht Sie im Leben glücklich – außer Süßigkeiten und Ihrer Frau?

Meine Arbeit, Zeit mit Familie und Freunden, gute Musik, gutes Essen, kleine und große Erfolge, neue Zusammenarbeit und Entspannung. Eigentlich machen mich alltägliche Dinge am glücklichsten.

Wenn jemand darüber nachdenkt, als Vollzeitfotograf zu arbeiten, wie würden Sie diese Tätigkeit zusammenfassen? Warum ist es ein Traumjob und aus welchen Gründen wiederum nicht?

Zu 70% ist es Marketing, Management und Organisation und zu 30% Fotografie. Ich persönlich mag das sehr, es ist ein täglicher Kampf und Streben danach, erfolgreich zu sein und sich durchzusetzen. Aber das ist nicht Jedermanns Sache – 70% ist eine wirklich hohe Zahl, womit sich viele Menschen nicht abfinden können und erwarten, dass es genügt, ein guter Fotograf zu sein. Aber wenn niemand weiß, dass Sie ein guter Fotograf sind, ist es unwahrscheinlich, dass Sie jemand bucht.

Fotograf Lukáš Vrábel: den Fotoapparat bedienen können reicht nicht, man muss das Fotografieren genießen

Wir kennen es alle. Die Saison fängt an – Hochzeitsshooting an Wochenenden, in der Woche dann die Nachbearbeitung und kleinere Shootings. Finden Sie auch Zeit für Familie und Entspannung?

Ja und darauf bin ich auch stolz. Ich versuche wirklich viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen, die für mich das Wichtigste auf der Welt ist. Dieses Jahr habe ich es hinbekommen, das ich gerade genug Hochzeiten fotografiere und mehr würde ich auch nicht wollen. Viele von ihnen sind außerdem in der Woche, was mir ein paar zusätzliche Wochenenden mit meiner Familie bringt. Ich lerne nach und nach, keine Zeit zu verschwenden und sie gut einzuteilen. Man muss Prioritäten setzen können.