Fotoexpedition zu den afrikanischen Wildhunden – die schwer fassbaren Schatten Afrikas
Der afrikanische Wildhund ist eines der am stärksten gefährdeten Tiere des afrikanischen Kontinents. Die größten Rudel leben im Okavangodelta, wo es mir nach mehreren Versuchen endlich gelungen ist, sie einzufangen. Sie können schneller rennen als ein Geländewagen und sie zu finden und vor die Linse zu bekommen erfordert viel Zeit und vor allem Glück. Aber am Ende war ich erfolgreich. Lesen Sie die ganze Geschichte.
Wer gerne Wildtiere fotografiert, reist früher oder später nach Afrika. Auf den ersten Reisen – was richtig und logisch ist – freut man sich über jede Antilope und jedes Gnu. Nach dem ersten Elefanten genehmigt man sich am Abend einen Drink und wenn man es schafft, ein Bild von einem der Raubtiere zu machen, ist es ein unbeschreiblich schönes und glückseliges Gefühl.
Man macht im Atlas Häkchen und fragt sich, was einem von den sogenannten „Big Five“ noch fehlt. Dies ist eine Art Marketing-Zusammenfassung von Tieren, die man in Afrika einfach gesehen haben muss.
Mit der Zeit fängt man an, sich die Aufnahmen genauer zu überlegen. Darüber, was oder wie und manchmal, ob überhaupt, fotografiert werden soll. Und das ist genau der Zeitpunkt, in dem man anfängt zu überlegen, was man sehen möchte und was die wunderschöne afrikanische Natur verbirgt. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, aber aus vielen Gründen interessierte ich mich für Afrikanische Wildhunde.
Das erste Mal sah ich für einen Moment die schnellen Schatten am Rande eines niedrigen Busches entlang laufen und hatte keine Ahnung, was es war. Es war nur ein kurzer Moment, in dem mich ein gelbes Auge aus dem Unterholz ansah und verschwand. Ich habe es nicht einmal geschafft, die Kamera einzuschalten. Am Abend erfuhr ich von den einheimischen Führern, dass es sich um ein Rudel wilder Hunde handelte und dass ich Glück hatte.
Erkennen von Afrikanischen Wildhunden
Dieses kluge Auge ließ mir keinen Schlaf. Ich stürzte mich darauf herauszufinden, was das für Tiere sind und konnte nicht aufhören mich zu wundern. Sie leben in Rudeln, die sich mit der Geschwindigkeit des schwächsten oder verletzten Individuums bewegen. Die lassen sie bei der Jagd im Hinterland zurück und nach einem erfolgreichen Angriff werfen sich die sogenannten „Bringer“ auf die Beute.
Sie tragen die Nahrung zurück ins Hinterland, bis der wartende, schwächere Teil des Rudels satt ist, erst dann fressen sie selbst. Ihre Geschwindigkeit der Futterverarbeitung ist schwindelerregend, was bei den Kolonisatoren Furcht erweckte und sie deshalb im Grunde genommen wegen einer „Verbindung mit dem Teufel“ beinahe ausgerottet wurden.
Die Geschwindigkeit ist rein praktisch, da Hyänen zwar ausgezeichnete Läufer sind und bei der Jagd gut koordiniert, aber vor großen Raubtieren würden sie sich nicht wehren können. Sie müssen alles so schnell wie möglich verarbeiten.
Die Suche nach den Afrikanischen Wildhunden
All dies weckte den Wunsch in mir, sie in größerer Ruhe zu sehen und vor allem schöne Fotos zu bekommen. Lange Zeit gelang es mir jedoch nicht, und so war es notwendig, das Naturparadies, in dem derzeit die meisten dieser vom Aussterben bedrohten Hunde leben – das legendäre Okavangodelta zu besuchen.
Die beste Reisezeit ist die Trockenzeit, die mit unserem Oktober zusammenfällt. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit, sich im Delta und insbesondere in den Reservaten Moremi und Chobe in 4×4-Fahrzeugen fortzubewegen. In der Regenzeit sind viele Orte unpassierbar und die Bewegung im Delta ist mühsam. Aber nicht unmöglich. Viele Menschen bereisen denn Okavango auch, wenn das Wasser hoch steht.
Wir fuhren mehrere Tage durch das Reservat und sahen atemberaubend schöne Natur. Trotz des „höheren Levels“ afrikanischer Fotografie, nahm die Anzahl der Fotos auf der Karte zu, aber unser erhofftes Hauptziel war noch nicht in Sicht. Einer der letzten Abende rückte näher und als wir an unserem Lagerplatz ankamen, stellten wir fest, dass es wild werden würde. Jegliche Einrichtungen brannten vor einem Monat nieder.
Das Finden der Afrikanischen Wildhunde
Mit dem Einsetzen der Dunkelheit verschwand langsam die Abendstimmung und die Poetik. Das Feuer gab uns ein Gefühl von Sicherheit, aber immer mehr Geräusche hallten in der Dunkelheit wider, also kletterten wir lieber in unsere Zelte auf dem Dach, wo wir uns immerhin etwas sicherer fühlten. Mit dem Erlöschen des Feuers umgab uns die pure Natur. Ich denke, dass keiner von uns jemals Geräusche intensiver wahrgenommen hat.
Mit den ersten Sonnenstrahlen packten wir unsere Sachen und machten uns ohne Frühstück auf den Weg zum Nordtor des Moremi-Reservats. Autos gruben sich ab zu durch den tiefen Sand und der frühe Morgen bot eine Vielzahl von Safari-Erlebnissen, die uns oft wegen Schlafmangels kalt ließen. Und dann tauchten sie auf. Zwei Meter von uns entfernt verspeiste der Rudel eine frisch erlegte männliche Kudu-Antilope.
Ein Teil des Rudels hielt Wache, der andere Teil aß oder lief davon. Genau so, wie ich es gelesen habe. Wir standen unter Aufsicht der Wachen und die Müdigkeit verschwand plötzlich. Wir schauten in der heiligen Stille zu, die nur durch die Auslöser der Kameras gestört wurde. Hier und da sahen uns gelbe Augen an. Einer dieser Blicke war mir vertraut. Ich sah ihn an und versprach zurückzukehren.