Benötigt man wirklich so viel Ausrüstung?

Für die Landschaftsfotografie gibt es eine ganze Menge von Hilfsmitteln, die jedoch nicht jeder mitschleppen möchte, wenn er sich auf den Weg in die Natur begibt. Falls Sie sich nicht sicher sind, welche Ausrüstung wirklich benötigt wird, dann lesen Sie weiter.

Großartige Objektive, Filter und ein Stativ sind wirken sich wirklich auf das Ergebnis der Foto-Aufnahme aus. Dennoch kommen Sie mit deutlich weniger Ausstattung aus, solange Sie Ihr Brot nicht mit Fotos verdienen. Ich beginne daher zunächst mit einer etwas spartanischeren Grundausstattung. Anschließend werde ich versuchen zu erklären, welche weiteren Dinge für die Landschaftsfotografie von Bedeutung sind oder nicht.

Zunächst sollten Sie sich folgende Frage stellen:

Wo werden die Fotos verwendet?

Die Ausstattung ist zunächst einmal davon abhängig, wofür Sie die Aufnahmen verwenden möchten. Falls Sie Fotos nur auf Facebook teilen möchten, dann genügt so gut wie jeder Fotokamera. Das es sich dabei um ein unvollkommenes Objektiv handelt, ist hierbei vernachlässigbar.

Kleine Kompaktkameras oder Mobilfunktelefone haben einen eher niedrigen Dynamikumfang (bzw. Kontrastumfang). Der Dynamikumfang beschreibt den Bereich zwischen dem hellsten und dem dunkelsten erfassbaren Tonwert des Kamerasensors. Das heißt, die Sensoren können das Licht nur bis zu einer bestimmten Helligkeit verarbeiten. Unterhalb des Dynamikbereiches kommt es zum Rauschen ohne erkennbare Details. Oberhalb des Bereiches kommt es wiederum zum Blooming, d. h. das bestimmte Bildstellen im reinen Weiß ohne Zeichnung dargestellt werden. Die Lösung wäre hier, absichtlich sehr dunkle Aufnahmen zu machen und diese anschließend am PC aufzuhellen. Sie erhöhen hierdurch zwar das Rauschen, aber bei einer niedrigen Auflösung bemerkt dies niemand.

Ich habe ein elf Jahre altes Foto gefunden, das mit der alten Kompaktkamera Minolta G400 aufgenommen wurde. Auch wenn die Auflösung damals nur 4 Mio. Megapixel betrug und ausschließlich im JPEG-Format möglich war (heute fotografiere ich ausschließlich im RAW-Format). Die Aufnahme ist bereits nach kleinen Bearbeitungen, wie bspw. die Erhöhung des Kontrastes und der Farbsättigung, publikfähig. Werden Sie sich jedoch bewusst, dass Sie selbst nach dem Klick auf „Vergrößern“, dass Bild in einer Auflösung von 0,75 Megapixel (1000×750 Pixel) sehen werden.

Eine fast historische Aufnahme, aber immer noch verwendbar – bei einer niedrigen Auflösung.
Konika Minolta G400, 1/200 s, f/8.3, ISO 50, Brennweite 16.8 mm

Falls Sie jedoch Bilder ausdrucken möchten, dann sieht die Sache schon etwas anders aus. Die Eigenschaften der Aufnahme hängen nämlich nicht nur von der Anzahl der Pixel, sondern auch vom Rauschen, der Objektivqualität sowie der Fotobearbeitung am PC ab. Ich möchte keine kategorischen Urteile über die Auflösung machen, aber nur zur Vorstellung: allgemein gilt, dass bei einer Auflösung von 4 Mio. Megapixel ein qualitativer Druck im Format A5 bzw. 20×15 cm möglich ist.

Je größer die Druckfläche jedoch ist, desto höher sind selbstverständlich die Anforderungen an die Kamera. Zudem sollten Sie stets eine Sicherung Ihrer Bildung als Reserve haben. Weil die technische Qualität beim Zuschneiden oder massiven Fotobearbeitungen reduziert wird.

Objektive sind schwer

Auch wenn Sie mehrere Objektive daheim haben, dann müssen Sie nicht alle mitnehmen und unnötig Ihre Wirbelsäule belasten. Als professioneller Fotograf besitze ich ein Dutzend von Objektiven, dennoch habe ich meistens nur die glorreichen Drei von Canon bei mir – 16-35/2.8 II, 24-70/2.8 II a 70-200/2.8 II IS – alles erstklassige Objektive mit denen ich die ganze Bandbreite (Ultraweitwinkelobjektiv bis zum Teleobjektiv) abdecke. Die drei Objektive wiegen jedoch zusammen etwa 3 Kilogramm. Mit dem Kameragehäuse (Canon 5D Mark III), etwas zum Trinken, dem Rucksack und weiteren Kleinigkeiten kommt somit eine ganze Menge an Gewicht zusammen.

Weil mein Rucksack nicht bis auf den letzten Millimeter ausgefüllt sein muss, habe ich das mittlere Objektiv daheim gelassen. Somit habe ich 1 kg an Gewicht eingespart.

Ich habe mich zudem mittlerweile darauf beschränkt, nur noch das Objektiv 16-35/2.8 und 85/1.8 einzupacken. Somit bleibt das schwere Teleobjektiv daheim und ich habe ein weiteres Kilogramm weniger im Gepäck.

Die ursprüngliche Ausstattung vs. die aktuelle Ausstattung.

Polarisationsfilter

Das man durch den Polarisationsfilter eine magische Sättigung sowie Kontrast erhält, dass wissen bereits viele Fotografen. Dennoch wissen die wenigsten, wie der Polarisationsfilter funktioniert.

>> Der Polarisationsfilter kann Spiegelungen eliminieren. Lesen Sie hierzu mehr im Artikel Verwendung des Polarisations-Filters.

Der Unterschied wird im Vergleich der zwei Bilder sichtbar – die rechte Aufnahme wurde ohne den Filter gemacht. Manche Blätter sind auf dem Bild zur Sonne gedreht und reflektieren das Sonnenlicht. Beim linken Bild hingegen wird die Spiegelung dank des Polifilters reduziert und die Blätter wirken dunkler.

Mit Polarisationsfilter (links) und ohne Filter (rechts).

Dank des Polifilters erzielen Sie tolle Ergebnisse, die Sie selbst bei der Bearbeitung am PC nicht hinbekommen. Bei den ursprünglich weißen Blättern kann man nicht einfach die Sättigung so erhöhen, dass sie wieder grün sind.

Auf der anderen Seite ist der Einsatzbereich des Polarisationsfilters eingeschränkt. Wenn es bewölkt ist, dann funktioniert der Polifilter praktisch nicht mehr. Ferner ist die Effektstärke des Filters auch bei Sonnenschein davon abhängig, in welche Richtung Sie fotografieren und wo sich die Sonnen befindet. Falls Sie zudem im Innenbereich fotografieren wollen, dann sollten Sie den Filter lieber demontieren.

Falls Sie keine Zeit verlieren möchten, dann ist der Polifilter nicht unbedingt nötig. Ich persönlich finde sie dennoch so toll, dass ich sie während des Fotografierens mehrmals wieder an die Kamera anschraube und wieder abschraube.

Grauverlaufsfilter

Seit Beginn der Landschaftsfotografie wurden Menschen mit Situationen wie „einem äußerst hellen Himmel und einer sehr dunklen Landschaft“ konfrontiert. Die Fotokameras kämpfen immer noch mit diesem Problem und gewöhnlich endet es so:

Soll ich mich lieber auf den sehr hellen Himmel konzentrieren oder doch lieber für die äußerst dunkle Landschaft entscheiden?

Gerade der Grauverlaufsfilter löst dieses Problem. Der Grauverlaufsfilter ist auf der einen Seite neutralgrau gefärbt und weist einen weichen Übergang zum durchsichtigen Teil auf. Wenn er richtig eingesetzt wird, dann wird der Himmel abgedunkelt und das Bild ist nicht überbelichtet.

Der Nachteil von diesem Filter ist: der Preis und die große Auswahl an Filtern mit verschieden starken Übergängen. Die Wahl ist hierbei von der Situation sowie der verwendeten Brennweite des Objektivs abhängig. Das Ergebnis ist bestimmt super, aber falls Ihnen das alles zu kompliziert ist, dann gibt es noch andere Alternativen.

Die erste Möglichkeit ist, ein dunkles Bild zu machen und dieses anschließend mit einem Verlaufsfilter in einem Bildbearbeitungsprogramm am PC aufzuhellen. Bei der Bearbeitung erkennen Sie, wie gut Ihre Fotokamera ist, weil es zu einem erhöhten Rauschen kommt. Eigentümer sehr hochwertiger Kameras können sich so etwas erlauben. Full frame Modelle (Sony A7R II a Nikon D810) haben einen besonders großen Dynamikumfang und so lassen sich selbst nach diesen Bearbeitungen großformatige Bilder erstellen. Dennoch muss man mit einem Qualitätsverlust rechnen.

Die zweite Möglichkeit ist es eine Serienaufnahme zu machen und aus der Vielzahl an Bildern ein einziges Bild zu machen. Dank HDR (High Dynamic Range) hat man am Ende wieder einen großen Dynamikumfang. Die Bearbeitung am PC nimmt jedoch einige Zeit in Anspruch und es ist schwierig, Details zu fotografieren (man benötigt auf jeden Fall ein Stativ und der Wind sollte nicht so stark sein).

Eine Fotoserie bestehend aus 5 Fotos als HDR.

Trotz der Nachteile der Alternativen benutze ich beide und so trage ich keinen Grauverlaufsfilter bei mir. Der Filter ist nur dann nötig, wenn man ein sehr hochwertiges Bild ohne Qualitätseinbußen möchte. Sollten Sie jedoch eine schlechte Kamera haben, dann funktioniert die Alternative mit HDR nur schlecht.

Graufilter

ND Filter (Neutraldichte-Filter) werden ausschließlich für das Abdunkeln des Lichtes verwendet, das auf den Bildsensor trifft und um lange Belichtungszeiten zu erzielen.

ND Filter ermöglichen die Verlängerung der Belichtungszeit. Hier auf 30 Sekunden.
Canon 5D Mark III, Canon EF 24-70/2.8 II, 30 s, f/16, ISO 100, Brennweite 58 mm

Sie benötigen keine ND Filter, falls Sie bei Nacht fotografieren und auch tagsüber sind sie nicht unbedingt nötig. Diese werden eher für Spezialeffekte genutzt wie z. B. seidig-verwischte Flussläufe. Falls Sie den niedrigsten ISO-Wert sowie die höchste Blende einstellen, dann kann man den ND Filter so ersetzen.

Falls Sie nicht ähnliche Szenen fotografieren möchten, dann ist ein ND Filter überflüssig.

Stativ

Das Stativ ist der typische Helfer bei der Landschaftsfotografie. Auch hier ist der Einsatzbereich begrenzt. Falls Sie Spezialeffekte wie den bereits verwischten Fluss erzielen möchten, dann ist ein Stativ unabdingbar.

Nachtpanorama bestehend aus 5 × 3 Bildern mit einer Belichtungszeit von bis zu 1,3 Sekunden.
Canon 5D Mark III, Canon EF 16-35/2.8 II, unterschiedliche Belichtungszeiten, f/8, ISO 400, Brennweite 16 mm

Falls Sie hingegen tagsüber fotografieren und ein HDR-Bild erstellen möchten, dann ist alles nur von ihren Händen sowie Ihrem Fotoapparat abhängig. Falls Sie beispielsweise für eine HDR nur drei Bilder mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen benötigen und Ihre Kamera 6 Aufnahmen pro Sekunde schafft, dann haben Sie das Bild in einer halben Sekunde erstellt. In dieser Zeit bewegt sich Ihre Hand kaum.

Bei Stativen gibt es Kompromisse. Außer leichtgewichtigen Varianten gibt es auch minimalistische Stative wie bspw. das Gorillapod. Ich persönlich trage nur selten ein Stativ bei mir. Falls ich z. B. weiß, dass ich an einem Wasserfall vorbeikomme, dann nehme ich die Last auf mich auf und nehme das Stativ mit.

Bei diesem Wasserfall hat eine Belichtungszeit von 1/4 s ausgereicht. Die Kamera musste ich aber mit LiveView einstellen. Hier ging es um Millimeter, daher habe ich mich für ein Stativ entschieden. Canon 5D Mark III, Canon EF 16-35/2.8 II, 1/4 s, f/16, ISO 100, Brennweite 16 mm

Weitere Kleinigkeiten

Ein weiterer Helfer sind UV Filter, die ich jedoch auf nicht mehr verwende. Sie dienen nur zum Schutz und falls Sie bereits einen Polifilter verwenden, dann ist der Filterwechsel lästig. Akutelle Objekte halten zudem einiges aus. Aber jeder hat hierzu seine eigene Meinung und Vorgehensweise. Besonders bei riskanten Situationen ist ein UV Filter eine gute Idee.

In manchen Beiträgen ist auch immer wieder mal die Rede eines Fernauslösers. Der Timer in Ihrer Kamera ist jedoch hier eine tolle Alternative hierzu.

Erstatzakkus oder Speicherkarten brauche ich nicht zu erwähnen – hier sollte jeder selbst entscheiden, wie viel er riskieren möchte etwas daheimzulassen. Da es sich dabei eher um kleine Gegenstände handelt, habe ich von beidem immer einen Ersatz dabei.

Jeder nach seinem eigenen Bedarf

Es gibt viele Helfer für einen Fotografen, aber mit ein bisschen Übung kann man auf die Meisten Helferlein verzichten. Ich persönlich trage oftmals nur zwei Objektive, einen Polifilter bei mir mit. Die Entscheidung bleibt aber letztendlich Ihnen überlassen.

Ich hoffe ich konnte Ihnen ein bisschen helfen und wünsche Ihnen viel Spaß beim Fotografieren.