Aus was besteht ein Bild – die Grundelemente eines Fotos

Fotografieren bedeutet mehr als nur den Auslöser zu drücken. Es hat eigene Regeln und eine eigene Theorie. Lernen Sie die Grundbegriffe der Fotografie und entdecken Sie den Unterschied zwischen einem Foto und einer bloßen Tatsachenaufnahme per Kamera. Ein Foto sollte ein sichtbares Motiv enthalten, für dessen künstlerische Darstellung die Arbeit mit Licht, Komposition und Perspektive unerlässlich ist.

Fotos wahrnehmen

Obwohl Fotografie eine künstlerische Disziplin darstellt, wird sie aufgrund ihrer breiten Zugänglichkeit von vielen Menschen als bloßes Mittel zur Tatsachenaufnahme wahrgenommen. Das trifft natürlich vor allem bei Reportage- und Dokumentarfotografie zu, bei denen man aus ethischen Gründen auch gar nicht mit der Realität manipulieren darf. Die eigentliche Manipulation beschränkt sich hierbei auf die Verarbeitung des (digitalen) Negativs. Die Gesamtwirkung des Bildes bestimmt der Fotograf schon während der Aufnahme anhand der gewählten Brennweite, Schärfentiefe, des Hauptmotivs und der gewählten Komposition. Im Rahmen eines einzigen Ereignisses kann der Fotograf Fotos mit absolut unterschiedlicher Aussagekraft erstellen, in dem er etwa mittels richtiger Schärfentiefe ein paar wenige Leute wie eine Menschenmenge aussehen lässt. Es ist deshalb falsch und irreführend Fotografie als eine objektive Realitätsdarstellung wahrzunehmen. Am anderen Ende des fotografischen Spektrums befinden sich dann die rein künstlerischen, abstrakten Bildaufnahmen.

Für die Zwecke eines Artikels über Fotogrundlagen werden wir uns zwischen diesen zwei Extremfällen bewegen. Während bei Reportagefotografie der Inhalt im Vordergrund steht, geht es bei abstrakter Fotografie vor allem um die Form. Wir werden uns hier mit Schöpfungen befassen, bei denen Inhalt und Form gleichgestellt sind. Man beachte aber, dass nichts, worüber hier geschrieben wird, als Dogma anzusehen ist! Grundsätzlich gilt, dass man zunächst die Regeln kennen muss, um sie anschließend wieder brechen zu können und somit ungewöhnliche und einzigartige Ergebnisse zu erzielen.

Motiv (Geschichte)

Um die Aufmerksamkeit eines Publikums zu erregen, muss ein Foto unbedingt ein Motiv enthalten. Dabei muss es sich keineswegs immer um ein physisches Objekt handeln. Als Motiv kann ebenso eine bestimmte Lichtatmosphäre dienen, die man in einem abstrakten Bild erfasst. Sehr viele Menschen, die sich selbst künftig als Fotografen bezeichnen möchten, machen allerdings Bilder, die man salopp ausgedrückt als „Geknipse“ bezeichnen könnte. Bei Aufnahmen dieser Art wird überhaupt nicht mit den verfügbaren Ausdrucksmitteln gearbeitet. Meist sieht der Fotograf plötzlich etwas, das ihn beeindruckt, er zückt die Kamera (heutzutage meist das Smartphone), hält sie auf Augenhöhe und drückt den Auslöser, womit er eigentlich kein Foto, sondern eher eine Art Bildaufzeichnung erstellt. Machen Sie keine Bildaufzeichnungen und verbessern Sie Ihre Fotos indem Sie beim Fotografieren nachdenken.

 Das Fotomotiv ist ganz klar ein rauchender Mann. Das Foto baut den Fotografierten sichtbar in seine Umgebung ein, es beinhaltet jedoch keine für das Hauptmotiv irrelevante und möglicherweise störende Details.

Das Fotomotiv ist ganz klar ein rauchender Mann. Das Foto baut den Fotografierten sichtbar in seine Umgebung ein, es beinhaltet jedoch keine für das Hauptmotiv irrelevante und möglicherweise störende Details.
Hier befindet sich zwar ein konkreter Gegenstand kompositionsmäßig im Goldenen Schnitt, es handelt sich aber offensichtlich nicht um ein Foto der Straßenlaterne. Das Fotomotiv ist die Lichtatmosphäre und eine interessante Komposition.
Hier befindet sich zwar ein konkreter Gegenstand kompositionsmäßig im Goldenen Schnitt, es handelt sich aber offensichtlich nicht um ein Foto der Straßenlaterne. Das Fotomotiv ist die Lichtatmosphäre und eine interessante Komposition.

Zu den grundlegenden Ausdrucksmitteln, mit denen man die finale Gestalt des fotografierten Bildes beeinflussen kann, gehört Arbeit mit Licht, kreative Belichtungseinstellung, Bildkomposition und Anpassung der Perspektive.

Licht

Übersetzt bedeutet Fotografie ganz passend „Lichtzeichnung“. Ein fotografisches Bild ist ein zweidimensionales Medium, auf welches man als Fotograf eine dreidimensionale Welt abzubilden versucht. Damit sich unser Gehirn das auch richtig vorstellen kann, benötigen wir Schatten. Und damit Schatten entstehen, brauchen wir zeichnendes Licht. Mangelt es an zeichnendem Licht, ist es unmöglich genügend Raum in einem Bild vermitteln zu können. Derart entstandene Fotos sind sehr „flach“ und uninteressant. Deshalb ist das richtige Arbeiten mit Licht für jeden Fotografen unerlässlich. In einigen unserer weiteren Artikel werden wir uns deshalb auch sowohl mit der Arbeit mit natürlichem, als auch mit künstlichem Licht befassen und auch die Kombination aus beiden behandeln.

 Hier wurde z.B. ausschließlich gestreutes, nichtzeichnendes Licht verwendet. Das Bild ist flach und erinnert viel eher an eine Grafik.
Hier wurde z.B. ausschließlich gestreutes, nichtzeichnendes Licht verwendet. Das Bild ist flach und erinnert viel eher an eine Grafik.
Gleiche Szene wie auf dem vorigen Foto. Zur Beleuchtung wurde aber diesmal ein rechts neben der Szene positionierter Systemblitz verwendet. Dank des dadurch entstehenden zeichnenden Lichts wird sowohl Raum als auch die Struktur des fotografierten Gegenstandes sichtbar.
Gleiche Szene wie auf dem vorigen Foto. Zur Beleuchtung wurde aber diesmal ein rechts neben der Szene positionierter Systemblitz verwendet. Dank des dadurch entstehenden zeichnenden Lichts wird sowohl Raum als auch die Struktur des fotografierten Gegenstandes sichtbar.

Exposition

Durch die Expositionseinstellungen bestimmen Sie, wie hell bzw. dunkel die fotografierte Szene aufgenommen wird. Beeinflusst wird die Exposition durch die Einstellung der Objektivblende, der Belichtungszeit und der ISO-Empfindlichkeit. Sie können die Exposition rein technisch (so wie die meisten Menschen und auch Kamerahersteller) oder kreativ wahrnehmen. Bei den heutzutage eingebauten komplexen Belichtungsmessern ist es in 90% der Fälle kein Problem mehr, eine rein technisch richtige Exposition einzustellen. In den restlichen Fällen kann man entweder externe Belichtungsmesser verwenden oder mithilfe eigener Erfahrung und des Bildhistogramms die Exposition manuell nachkorrigieren.

Hierbei haben es Besitzer von Kameras mit großen Bildsensoren (Groß- und, Mittelformatkameras, einäugige Digital-Spiegelreflexkameras, Systemkameras und fortgeschrittene Kompaktkameras) und der Option, Aufnahmen im RAW-Format abzuspeichern, leichter. Der Dynamikumfang dieser Bildsensoren ermöglicht eine weitreichende digitale Nachbearbeitung, bei der auch starke Unter- bzw. Überbelichtungen korrigiert werden können.

Für kreative Expositionseinstellungen benötigen Sie eine Kamera, bei der Sie mit einem manuellen Modus bzw. zumindest mit einem Modus mit Blenden- oder Verschlusszeit-Priorität arbeiten können. Mit Vollautomatikkameras werden Sie leider nie wirklich die technisch richtige Exposition umgehen können.

Kreative Exposition und Technik des zeichnenden Lichts.
Kreative Exposition und Technik des zeichnenden Lichts.

Komposition

Unter Komposition versteht man die Zusammensetzung des fotografischen Bildes. Dabei handelt es sich vor allem um die Positionierung der Objekte im Verhältnis zueinander und zu den Bildrändern. Da man in einem Foto vor allem Raum darstellen muss, ist es hilfreich, das Foto in (in der Regel) drei „Pläne“ zu unterteilen. Das Leitmotiv platzieren Sie im mittleren Plan und ergänzen einen interessanten Vorder- und Hintergrund. Dadurch wir der Raumeffekt hervorgehoben und der Betrachter fühlt sich in das Bild hineingezogen.

Viele der fotografischen Kompositionsregeln wurden aus der Malerei übernommen. Maler haben es jedoch gegenüber Fotografen deutlich einfacher, da sie ihre Zeichnung auf einer leeren Leinwand beginnen und die weiteren Bildelemente selbst bestimmen und anordnen können. Im Gegensatz dazu müssen Fotografen die richtige Komposition mittels genauer Standort- und Brennweitenwahl erzielen.

Eine diagonale Leitlinie zum Hauptmotiv im Goldenen Schnitt. Eine einfache und effektive Komposition.
Eine diagonale Leitlinie zum Hauptmotiv im Goldenen Schnitt. Eine einfache und effektive Komposition.

Perspektive

Die Arbeit mit Perspektive, praktisch als Teil der Komposition, ist sehr wichtig und sollte keinesfalls unterschätzt werden. Durch Perspektivenänderungen kann man am stärksten mit dem Bild (der Realität)  manipulieren und somit die eigenen fotografischen Absichten zum Ausdruck bringen.

Bestimmt wird die Perspektive durch die Standortwahl und das Verhältnis der Entfernung der einzelnen Bildelemente zu diesem Standort und zu einander selbst. Allgemein gilt, dass Objekte, die sich näher am Objektiv befinden, größer erscheinen, als jene in weiterer Entfernung. Durch richtige Objektplatzierungen und dadurch entstehende optische Täuschungen kann man also auch relativ einfach mit den Räumlichkeiten spielen, unterschiedlich große Gegenstände gleich groß erscheinen lassen und somit die Bedeutung verschiedener Objekte verändern bzw. hervorheben.

Abgeflachte Perspektive durch relativ große Entfernung zwischen Standort und der fotografierten Szene.
Abgeflachte Perspektive durch relativ große Entfernung zwischen Standort und der fotografierten Szene.
Gleiche Szene wie zuvor, jedoch aus viel größerer Nähe aufgenommen, wodurch der Raumeffekt zum Ausdruck gebracht wird. Außerdem erscheint das nähere Objekt größer, als das entfernte.
Gleiche Szene wie zuvor, jedoch aus viel größerer Nähe aufgenommen, wodurch der Raumeffekt zum Ausdruck gebracht wird. Außerdem erscheint das nähere Objekt größer, als das entfernte.

Was also ist ein Foto?

Denken Sie daran, dass Fotos nicht bloße Bildaufnahmen von Realität sind. Es sind Medien, mit denen Sie Gefühle, Stimmungen oder Meinungen ausdrücken können, indem Sie sich unterschiedlicher gestalterischer Mittel bedienen. Am wichtigsten ist dabei die Arbeit mit Licht und zu den weiteren Ausdrucksmitteln gehören die Wahl der Exposition, die Komposition und die Anpassung der Perspektive. Jedes Foto sollte ein klar ersichtliches Motiv (real oder abstrakt) enthalten, dessen Sinn der Betrachter verstehen sollte.

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AutorJan Zeman

Ich befasse mich seit 1996 mit der digitalen Fotobearbeitung. Mit der Fotografie habe ich 2006 angefangen und mich seitdem allmählich in Richtung Fotografie als Hauptgebiet meiner Tätigkeit bewegt. Beruflich beschäftige ich mich mit Porträtfotografie (http://portretyzeman.cz), Architekturfotografie, Stadtlandschaft sowie Produkt- und Werbefotografie. Einen Querschnitt meiner Arbeit finden Sie auf der Website http://janzemanphotography.com und weitere Artikel und Fotos im Blog http://janz.cz.

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