Altes Objektiv an moderner Kamera: Welches ist für Porträt, Makro oder Landschaft geeignet
Alte manuelle Objektive sind für ihren interessanten Bild-Look, ihr schönes Bokeh und ihren Retro-Stil, den sie den Bildern verleihen, sehr beliebt. Aber welches historische Objektiv sollten Sie für Ihre Digitalkamera wählen? Es ist nicht leicht, sich in der großen Auswahl zurechtzufinden. Sparen Sie Zeit – wir haben Tipps für Sie zusammengefasst, welche bewährten alten Objektive für die verschiedenen Genres geeignet sind. Egal, ob Sie Porträts, Landschaften, Makro- oder Straßenfotografien aufnehmen, wir helfen Ihnen, das richtige zu finden.
Im Artikel über die Verwendung historischer Objektive an modernen Kameras haben wir die Grundlagen gelernt. Jetzt stellt sich aber die Frage, welches alte manuelle Objektiv Sie für Ihre Digitalkamera kaufen sollten. Vielleicht finden Sie die Antwort in diesem Artikel. Wir empfehlen einige bewährte Objektive für verschiedene Genres und helfen Ihnen, sich in der breiten Auswahl zurechtzufinden.
Porträts – Bokeh, Schärfe oder längere Brennweite?
Eines der erschwinglichsten historischen Objektive ist das russische Helios 44. Es ist eine 50er (genauer 58 mm) Festbrennweite mit einer Lichtstärke von f/2, die ein schönes Bokeh macht. Ein weiterer geeigneter Kandidat ist das Pentacon 50/1.8 aus deutscher Herstellung, das Ihnen wiederum etwas mehr Kontrast und Schärfe bietet.
Wenn Sie jedoch längere Brennweiten bevorzugen, ist das japanische Takumar 85/1.8 eine gute Wahl oder sein billigeres Äquivalent aus der Sowjetunion, das Jupiter 85/2. Des Weiteren werden Sie sicherlich keinen Fehler machen, wenn Sie nach in Deutschland hergestellten Objektiven mit Carl Zeiss- oder Meyer-Optik-Linsen greifen. Bei diesen verlieren Sie jedoch den Vorteil eines günstigeren Preises.
Natürlich können Sie bei keinem historischen Objektiv mit der Möglichkeit eines Autofokus rechnen, Sie sind ganz auf sich und Ihre Fähigkeiten gestellt.
Teleobjektiv – ein gutes Set zum günstigen Preis
Bei den Teleobjektiven habe ich bisher nur das Pentacon 200/4 gefunden, mit dem ich äußerst zufrieden bin. Ich habe es für ca. 35 € erworben und für weitere 8 € habe ich mir einen Telekonverter TK2-10 (2-fache Vergrößerung) aus russischer Produktion dazugekauft. Und ich kann sagen, dass das Fotografieren mit einem 400-mm f/4 Set, das unter 50 € lag, ein gutes Gefühl ist.
Sehr einschränkend ist jedoch das Fehlen eines Autofokus, dessen Kompensation wirklich viel Übung erfordert. Eine weitere einschränkende Tatsache ist der hohe Grad an chromatischer Aberration.
Landschaftsfotografie – alt oder modern?
Viele Landschaftsfotografen fotografieren mit manuellem Fokus, sodass der Autofokus hier nicht unbedingt erforderlich ist. Historische Objektive sind für diese Disziplin im Allgemeinen jedoch nicht besonders geeignet. In den Ecken sind sie normalerweise nicht vollkommen scharf, daher lohnt es sich, nach modernen Weitwinkelobjektiven zu greifen.
Doch es gibt einige Ausnahmen. Dazu gehören beispielsweise das Flektogon 24/4, das Takumar 28/3.5 oder das Chinon 28/2.8. Diese Objektive sind wirklich sehr scharf und haben eine wunderschöne Bildqualität, leider verlieren sie den Preisvorteil. Bei der Landschaftsfotografie lohnt es sich eher in moderne Weitwinkelobjektive zu investieren.
Straßenfotografie – Industar wird Sie nicht enttäuschen
Hier kann ich Ihnen nur einen Tipp geben: Industar 50/3.5 – billig, kompakt und unauffällig. Dieses in Russland hergestellte Miniaturobjektiv eignet sich für einen Spaziergang durch die Stadt, da es buchstäblich in Ihre Hosentasche passt.
Natürlich gibt es auch bessere Objektive, aber die Abstriche bei der Qualität sind im Vergleich zu Kompaktheit und Verwendbarkeit wirklich minimal. Bei historischen Objektiven im Allgemeinen wird Ihnen bei der Straßenfotografie der Autofokus fehlen.
Makrofotografie – hier sind historische Objektive zu Hause
Und jetzt kommen wir zur Königsdisziplin der historischen Objektive, denn ihren wahren Charme werden Sie erst dann entdecken, wenn Sie Blumen oder kleine Insekten fotografieren. Geradezu märchenhafte Fotografien sind einer der Hauptgründe, warum viele Fotografen überhaupt ein historisches Objektiv in Betracht ziehen.
Für Nahaufnahmen in der Natur würde ich das bereits mehrfach erwähnte Helios 44 oder Pentacon 50/1.8 empfehlen. Beide Objektive können mit M42-Makro-Zwischenringen kombiniert werden, die auch zu sehr günstigen Preisen erhältlich sind.
Ein wahrer Hochgenuss sind historische Objektive mit dem Beinamen Macro – zum Beispiel das Asahi Macro Takumar 50/4 (1:1) oder das Carl Zeiss Jena Macro Prakticar MC 55/2.8.
Die folgenden drei Fotos wurden mit einem Olympus OM-D EM5 mk.II + Pentacon 50/1.8 aufgenommen.
Alt und unpraktisch … und doch haben sie ihren Charme!
Sie sind leicht unscharf, man kann mit ihnen nicht einmal richtig fokussieren, sie sind oft schwer, weisen manchmal starke chromatische Aberrationen oder Vignettierungen auf. Aber ich garantiere Ihnen, dass dies genau das ist, in das Sie sich verlieben werden. Es ist eine schöne (wenn auch nur teilweise) Rückkehr zu den Wurzeln der Fotografie. Sie verleihen Ihren Fotos einen wunderschönen Retro-Look oder eine märchenhafte Atmosphäre. Und für den Preis, den eine Investition in ein historisches Objektiv beträgt, lohnt es sich meiner Meinung nach.
Weitere Fotos, die mit historischen Objektiven aufgenommen wurden, finden Sie auf meinem Instagram.