Aktfotografie: Denken Sie an das Licht, die Komposition und die Abstimmung mit dem Model
Die Aktfotografie ist eine komplizierte Disziplin. Um gelungene Aufnahmen zu erhalten, müssen Sie mehr können, als nur die eigene Fotokamera bedienen und die Szene richtig beleuchten zu können. Sie müssen auch ein Gefühl für die Arbeit mit Menschen haben und taktvoll sein. Aus diesem Grund haben wir einige Tipps für Sie vorbereitet, wie man die Aktfotografie meistert und worauf man achten sollte.
Den Begriff Akt kann jeder Fotograf nach seinem eigenen Geschmack auslegen. Wenn Sie sich beispielsweise die Fotogalerien im Internet ansehen, dann werden Sie feststellen, dass sich jeder Autor auf eine bestimmte Weise von den anderen Autoren unterscheidet (sozusagen dem Bild eine persönliche Signatur verleiht). Bestandteil können beliebte Orte sein, extravagante Posen der Model, eine spezifische Art der Beleuchtung oder Bildnachbearbeitung.
Auf all diese Dinge einzugehen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, daher werde ich ausschließlich auf meine eigenen Erfahrungen und Kenntnisse zurückgreifen. Und wie bei all meinen Artikeln gilt, dass es für jeden Punkt Ausnahmen gibt und man alternative Lösungen anwenden kann.
Unterschätzen Sie nicht die Vorbereitung und Absprache
Falls Sie noch nie Aktfotos gemacht haben, dann wird es für Sie einfacher sein, wenn Sie zunächst mit einem erfahrenen Model zusammenarbeiten werden. Insbesondere wegen den Posen. Aber es hindert Sie nichts daran, sich auch mit jemanden anderen zu verabreden.
Auch wenn es Fotografen gibt, die mit Models ein allgemeines Fotoshooting verabreden und erst im Atelier zur Aktfotografie überreden möchten, bevorzuge ich persönlich lieber den direkten Weg im Voraus. Zum einen werden Sie sich beide klar, dass es sich um Nacktfotos handelt und zum anderen geben Sie dem Model die Möglichkeit zum Nachdenken, was man alles fotografieren und hinterher veröffentlichen darf.
Jedes Model ist anders. Manchen Models ist es völlig egal, welche Art von Fotos man macht und was man alles fotografiert. Mit anderen Models müssen Sie hingegen über die genauen Bedingungen sprechen. Zum Beispiel, dass man nicht die Schamgegend sehen darf oder das Bild anonym sein muss – also ohne ein erkennbares Gesicht oder anderes Identifikationsmerkmal (z. B. Tätowierung).
Vor dem Fotografieren sollten Sie idealerweise einen Vertrag schließen, einen sogenannten Model Release. Dieser beschreibt und legt konkret fest:
- was Sie veröffentlichen dürfen,
- wie Sie die Aufnahmen verwenden dürfen,
- die Entlohnung (in monetärer Form oder auch die Fotos)
- und noch weitere Dinge.
Dieser Vertrag ist gerade für Fotografen so wichtig, weil er Situationen verhindert, indem sich das Model z. B. nachträglich dazu entschließt, dass die Fotos nicht veröffentlicht werden dürfen. Das Foto-Shooting wäre somit vergeudete Zeit gewesen.
Wie sieht es mit dem Aufnahmeort aus?
Das Fotoatelier ist die einfachste Möglichkeit für Aufnahmen. Aber grundsätzlich ist es möglich, überall zu fotografieren (solange das Model nicht schockiert ist). Geeignet sind Interieure sowie Exterieure. Sie müssen jedoch damit rechnen, dass Sie im Freien auf vorbeigehende Passanten treffen. Im Innenbereich werden Sie nicht auf dieses Problem stoßen und keiner wird Sie stören.
Wo Sie die Aufnahmen machen, hängt auch vom Stil der Aufnahmen ab. Präzise Aufnahmen der Konturen des Models, sollten am besten im Atelier gemacht werden. Weiche Aktfotos mit der Natur im Hintergrund, können logischerweise nicht im Innenbereich gemacht werden.
Posen bei der Aktfotografie
Die Aktfotografie ist ähnlich wie die Schauspielerei. Das Model muss anders als üblich posieren. Hervorragend anpassen können sich (Ballett-)tänzerinnen, die sich nicht nur eine konkrete Haltung antrainiert haben, sondern auch sehr elegant wirken. Hierdurch sehen sie selbst in den ungewöhnlichsten Situationen gut aus.
Die Posen sind zudem abhängig von Ihrer konkreten Auffassung über die Aktfotografie. Schöne romantische Posen kommen auch ohne schrille Gesten aus.
Bei vielen Aufnahmen können Sie jedoch beobachten, dass der Rücken der Models durchgebogen ist. Auch wenn es so aussieht, als ob so eine Pose völlig normal für das Model ist und keine Anstrengung benötigt, dann ist dem nicht so. Und da das Motto oftmals je gebogener desto besser lautet, übertreiben die Models oftmals absichtlich.
Falls es möglich ist, dann ist es von Vorteil, wenn das Model die Zehenspitzen anspannt. Es wirkt nicht schön, wenn das Model vom Kopf bis zu den Knöcheln toll posiert, aber die Zehen plötzlich einen rechten Winkel zum Körper bilden.
Denken Sie auch an den Gesichtsausdruck
Auch die Mimik auf den Aufnahmen ist wichtig. Diese Disziplin erachte ich am schwierigsten, weil die standardmäßigen Posen selbst von einer Anfängerin innerhalb einer Stunde erlernt werden können. Die Arbeit mit der Mimik ist jedoch von der Erfahrung abhängig und die Trainingsfortschritte sind hier viel langsamer. Vorteile haben erfahrene (ältere) Menschen, aber auch extrovertierte junge Menschen können einen manchmal positiv überraschen.
Der Gesichtsausdruck ist auf den Fotos essenziell für eine gelungene Aufnahme. Ein nicht geeigneter Gesichtsausdruck kann hingegen das Endergebnis verschlechtern. Beispielsweise, wenn das Model genervt oder erschrocken ins Objektiv blickt.
Wahrscheinlich sagen Sie sich jetzt, warum ein Model so etwas tun sollte. Wenn Sie dem Model aber erklären, was es alles tun soll, um Ihren Vorstellungen zu entsprechen, dann passieren solche Dinge ziemlich schnell. Der Grund dafür ist, dass es manchmal so viele Anforderungen sind, dass das Model sich nur noch auf das Posieren konzentriert und die Mimik völlig vergisst. Als Fotograf müssen Sie daher entscheiden, ob der aktuelle Gesichtsausdruck passt oder Änderungen nötig sind.
Solange Sie sich und genauso das Model nicht sicher über die Mimik sind, dann gibt es einige gute Möglichkeiten, die man ausprobieren sollte.
Die erste Möglichkeit ist der gesenkte Blick. Oftmals ist er geeigneter als der Blick vor sich oder in die Ferne. Falls das Model auf den Boden schaut, dann wirkt die Aufnahme milder. Ein Beispiel kann auch das vorherige Bild sein.
Manchmal sind geschlossene Augen besser, um eine verträumte Atmosphäre zu vermitteln. Ferner entfällt hier die Frage, wohin das Model sehen soll.
Der letzte Tipp für ein entspannter wirkendes Foto, ist ein leicht geöffneter Mund. Falls die Lippen hingegen zusammengepresst sind, dann sehen die Aufnahmen ernster aus.
Und selbstverständlich gilt, dass Sie das Thema mit dem richtigen Gesichtsausdruck völlig umgehen können, wenn das Gesicht auf dem Foto nicht zu sehen ist.
Das Licht
Bei der Arbeit mit dem Licht haben Sie eine ganze Menge an Möglichkeiten. Jemand mag natürlich beleuchtete Szenen. Andere mögen hingegen lieber die Beleuchtung mit Studioblitzen im Fotoatelier, welche sie völlig unter Kontrolle haben. Und zu guter Letzt besteht noch die Möglichkeit, dass Sie das natürliche mit dem künstlichen Licht kombinieren.
Es gibt noch eine ausdrucksstarke Möglichkeit der Beleuchtung, die oftmals zur Aktfotografie gehört, die ich noch gerne erwähnen möchte.
Das Konturenlicht.
In seiner reinsten Form bildet es typische Studioaufnahmen mit einem dunkel dargestellt Model, das von hellen Rändern umrahmt wird. Die Erstellung so eines Effekts ist einfach. Sie müssen die Studioblitze (oftmals mit einer Softbox) seitlich neben das Model platzieren und diese in Richtung der Fotokamera richten.
Eine ähnliche Vorgehensweise eignet sich auch außerhalb des Fotostudios. Die künstlich erstellte Lichtecke kann dann ergänzend zum bestehenden Licht verwendet werden.
Schwarz-Weiß-Foto oder lieber in Farbe?
Bei der Aktfotografie machen Sie mit einer Aufnahme in Schwarz-Weiß selten einen Fehler. Und gerade dramatische Konturenlicht-Aufnahmen enthalten sowieso nicht viel Farbe – der Unterschied zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Bildern ist daher ohnehin kaum zu bemerken.
Dennoch gibt es Fälle, bei denen mehr Farbe vorhanden ist oder die Hautfarbe mehr hervorsticht – selbst das Originalbild kann daher ohne Probleme verwendet werden.
Ich persönlich probiere immer beide Varianten aus. Anschließend entscheide ich, welches ich veröffentlichen werde. Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist, dass manchmal beide Versionen so gut aussehen, dass ich schweren Herzens nur eine Variante auswählen muss.
Trauen Sie sich zu experimentieren
Stile und Ideen bei der Aktfotografie gibt es viele. Falls Sie mehrere Möglichkeiten ausprobieren, dann werden Sie zwar manchmal Fehler bzw. ungebräuchliche Aufnahmen erhalten, aber dafür haben Sie auch die Möglichkeit, mit etwas originellem zu kommen.
Scheuen Sie sich daher nicht vor Experimenten, die auch außerhalb Ihrer Komfortzone liegen.