7 Tipps für Landschaftsaufnahmen mit Langzeitbelichtung
Die Landschaftsfotografie ist eine Disziplin, wo die Verwendung einer Langzeitbelichtung nicht schadet. Sie können so die Bewegung des Wassers, des Himmels, des Grases sowie dunkler Blätter auf dem Baum einfangen.
Jeder Fotograf kommt mit der Zeit darauf, dass bei der Landschaftsfotografie der Ort von wo man aus fotografiert, wichtiger ist als die Technik. Seien Sie daher auf Ihren Spaziergängen stets aufmerksam oder Sie lassen sich ganz einfach von anderen Kollegen aus der Fotobranche inspirieren. Orte die sich bewährt haben, sollten Sie immer wieder besuchen und dies bei optimalen Lichtbedingungen – bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang.
Ich persönlich fotografiere Landschaften am Meer am liebsten mit einer langen Verschlusszeit. Sie genießen den ganzen Tag, gehen am Strand spazieren und suchen nach dem geeigneten Ort für perfekte Aufnahmen des Meeres. Wenn Sie den richtigen Ort gefunden haben, dann reicht es völlig aus, wenn Sie zu diesem Ort zu Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang zurückkehren und anschließend tolle Fotos machen.
Die richtige Komposition
Ein perfekter Aufnahmeort alleine reicht noch nicht, um schöne Bilder machen zu können. Sie müssen auch viel über die Komposition des Bildes nachdenken – bei längeren Verschlusszeiten ist dies noch viel wichtiger.
Bevor Sie mit Ihren Aufnahmen beginnen, sollten Sie sich noch einige Fragen stellen:
- In welche Richtung fließt das Wasser um die Steine herum? Wirken die Linien sinnvoll oder eher chaotisch?
- Leitet der verschwommene Himmel den Betrachter zum Hauptmotiv oder lenkt er seine Aufmerksamkeit lediglich ab?
- Lenken die verschwommenen Blätter nicht unnötig ab?
- Habe ich die Möglichkeit zum Ort zurückzukehren oder muss ich die Gelegenheit nutzen und bei greller Sonne fotografieren?
- Wie sieht die Landschaft am Meer aus, wenn der Wasserspiegel niedriger oder höher ist?
- Wie stark steigt der Wasserspiegel des Meers dank der Flut? Kann ich auch ohne Gefahr zum Strand zurückkehren?
Die Grundlage für gute Aufnahmen ist eine perfekt durchdachte Komposition – Sie sollten sich auch nicht davor scheuen, ein paar Testbilder zu machen, bevor Sie zufrieden sind. Teilen Sie das Bild bei der Komposition in 3 Bereiche auf: Vordergrund, Mitte und Hintergrund. Im vorderen Bereich sollten sich bspw. Steine, ein Baum oder Gras befinden, die den Vordergrund ausfüllen und zum Hauptmotiv führen. Im mittleren Bereich befindet sich meist das Hauptmotiv oder ein Objekt, welches zur aufgehenden Sonne führt. Im Hintergrund befindet sich meist der Himmel, die Sterne oder die bereits erwähnte Sonne.
Ein gutes Stativ
Falls Sie genauso wie ich gerne auf unscharfe oder verwackelte Bilder verzichten können, dann sollten Sie sich ein hochwertiges Stativ besorgen. Es kann Ihnen viel Arbeit ersparen. Und falls Sie zu Hause nur ein einfaches Stativ haben, dann stabilisieren Sie es am besten noch mit dem Rucksack, sonst wird sich das Stativ viel bewegen und die Aufnahme wird unscharf.
Allgemein gilt, wenn es sich vermeiden lässt, dann sollten Sie überhaupt nicht den dünnsten Teil der Beine sowie die mittlere Stange herausziehen. So können Sie nämlich gewährleisten, dass das Stativ stabiler ist und nicht so stark wackelt. Ein hochwertiges Stativ ist in der Lage, die Standbeine mindestens auf einen Winkel von 35° auseinanderzuziehen – die Stabilität ist so viel höher.
Sie werden es sicherlich auch zu schätzen wissen, einen Kabelfernauslöser oder zumindest einen Selbstauslöser mit nur wenigen Sekunden Verzögerung zur Hand zu haben. Darüber hinaus sollten Sie das Stativ immer mit etwas beschweren und es ist dabei völlig irrelevant, ob Sie ein einfaches oder hochwertiges Stativ besitzen.
Objektiv und Schärfeeinstellung
Die Auswahl des richtigen Objektives erleichtert die Arbeit beträchtlich. Beachten Sie dabei, dass Sie eine Landschaft fotografieren werden und so viel wie möglich erfassen möchten. Es kann aber auch passieren, dass Ihnen ein Detail ins Auge fällt, bspw. eine Inversionsschicht im Tal. Die Objektive sollten dementsprechend angepasst werden. Daher sollte der Brennweitenbereich zwischen 10–300 mm liegen.
Bei der Arbeit mit Objektiven ist es sehr wichtig, dass Sie sofort den Bildstabilisator ausschalten. Falls Sie ein Stativ verwenden, dann benötigen Sie überhaupt keinen Bildstabilisator. Es kann sogar schnell passieren, dass Sie verwackelte Bilder erhalten.
Sie sollten auch gleichzeitig das Bild im Live-View Modus scharf stellen – falls Ihre Fotokamera dies anbietet. Schalten Sie daher den Autofokus des Objektivs sowie der Kamera aus und aktivieren Sie hingegen den Live-View Modus. Wählen Sie zudem ein Objekt aus, wo Sie das Bild scharf stellen und mit dem Live-Modus fokussieren. Sobald Sie mit den Schärfeeinstellungen zufrieden sind, sollten Sie einen Filter aufmontieren und mit dem Fotografieren beginnen.
Filter
Bei Landschafsaufnahmen mit langen Verschlusszeiten verwendet man ND Filter (Graufilter), die eine Belichtungszeit bis zu mehreren Minuten ermöglichen. Die Kennzeichnung der ND-Filter ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Die meistgenutzte Bezeichnung ist ND1-10, die von der Firma LEE verwendet wird. Filter, die die Bezeichnung ND10 haben, verlängern die Belichtungszeit um 10EV. Man sollte dabei vernünftig mit der Diffusion des Filters umgehen, damit die Belichtungszeit nicht übertrieben lange ist.
Falls Sie keinen ND-Filter besitzen und auch nicht planen einen zu kaufen, dann empfehle ich Ihnen, Schweißerglas zu verwenden. Dieses befestigen Sie mit Gummis umgekehrt zur Sonnenblende. Das Glas können Sie für wenige Euro zuschneiden und schleifen lassen.
Licht
Wenn Sie fotografieren, dann sollten Sie sich bewusst machen, dass es gar nicht so sehr um einen verschwommenen Himmel oder Wasser geht, sondern viel mehr um das Licht, das die Landschaften malt. Falls auf dem Bild nicht wenigstens ein paar Stellen mit Sonnenstrahlen zu sehen sind, dann wirkt das Foto uninteressant für den Betrachter. Daher sollten Sie die goldene Stunde beachten, die die Landschaft mit warmen und weichen Tönen überdeckt.
Regeln sollte man aber auch brechen. So erhält man manchmal auch trotz grauen Himmels, ziemlich spannende Aufnahmen. Dies ist aber i. d. R. beim Meer der Fall bzw. bei Landschaften mit auffallenden Charakteristiken.
Fotokameraeinstellungen: Belichtungszeit, Blende und ISO
Es ist ratsam, bei der Fotokamera die Belichtungszeit manuell einzustellen. Bei der Verwendung von Filtern kann es passieren, dass Sie im Sucher gar nichts mehr sehen. Selbst der Belichtungsmesser kann hier versagen. Der Sucher ist nämlich durch das minimal einfallende Licht durch den ND Filter etwas irritiert und so sind oftmals selbst Verschlusszeiten von 30 Sekunden ausreichend. Daher eignet sich Kabelauslöser, der es Ihnen ermöglicht, im Bulb Modus (eine längere Verschlusszeit als eine halbe Minute wird hierdurch möglich) zu fotografieren. Falls Sie keinen Kabelauslöser besitzen, dann können Sie den ISO-Wert erhöhen – das Rauschen ist aber oftmals sehr stark.
Die ideale Verschlusszeit bei Langzeitbelichtungen ist abhängig von der fotografierten Szene sowie der Durchlässigkeit des verwendeten ND Filters. Sie müssen die ideale Zeit daher mit Testaufnahmen selbst herausfinden. Natürlich gibt es auch teurere Filterhersteller, die die Zeit selbst berechnen und anzeigen.
Die Blendenzahl dürfen Sie selbstverständlich auch nicht unterschätzen. Versuchen Sie nicht unnötige Werte wie f/22 zu erreichen. Merken Sie sich – bei der Blende ist weniger mehr. Bei hoher Diffraktion kommt es nämlich zu einer starken Lichtbrechung, die wiederum unscharfe Bilder verursacht. Dieser Effekt wird auch Beugungsunschärfe genannt.
Stellen Sie daher lieber eine Blendenzahl im Bereich zwischen f/4 – f/16 ein. Der konkrete Wert ist aber wiederum individuell zu betrachten. Finden Sie daher vorher heraus, bei welcher Blende Ihr Objektiv eine sehr gute Zeichnung sowie Schärfe aufweist.
Der ISO Wert sollte zwischen 100 – 400 liegen, damit Sie dem Rauschen vorbeugen.
Ist dies nicht möglich, dann überschreiten Sie wenigstens nicht den Wert, von dem Sie wissen, dass die Bilder ab da an unbrauchbar werden.
Vernachlässigen Sie nicht die Nachbearbeitung
Die Bildbearbeitung von Landschaftsbildern mit einer Langzeitbelichtung unterscheidet sich praktisch nicht von der klassischen Bearbeitung von Landschaftsaufnahmen. Sie müssen nur auf die Farbverschiebung in Richtung der Blau- und Grüntöne achten, falls Sie Schweißerglas verwendet haben.
Ein Weißabgleich ist daher ratsam. Diesen können Sie bspw. im Editor mithilfe der Pipette unter Schnellbearbeitungen > Weißabgleich > Temperatur und Abstufung im Zoner Photo Studio X durchführen. Die weiteren Bearbeitungen sollten Sie wie gewohnt vornehmen.