3 Tipps, wie man Porträts bei Gegenlicht macht
Aufnahmen bei Gegenlicht müssen schon lange nicht mehr ein Synonym für ruinierte Bilder sein. Ganz im Gegenteil, Sie können sogar ganz tolle Porträts machen. Erfahren Sie, wie man richtig Porträts bei Gegenlicht macht.
Auch wenn manche es nicht glauben mögen, aber ich fotografiere gerne bei Gegenlicht. Zum Beispiel positioniere ich so bei Hochzeiten eine Gruppe von Gästen, von denen ich anschließend überraschende Reaktionen höre. Auf der einen Seite haben sie recht – Aufnahmen bei Gegenlicht können wirklich in einem Desaster enden. Wenn Sie jedoch die Möglichkeiten und Grenzen Ihrer Fotokamera kennen, dann können Sie mit Gegenlicht gut arbeiten.
Warum lohnt sich das Fotografieren bei Gegenlicht?
Ich behaupte nicht, dass es die beste Wahl für jede Situation ist. Das Fotografieren von Porträts bei Gegenlicht bietet jedoch entscheidende Vorteile:
- Die Menschen haben nicht die Tendenz, die Augen zu schließen und ihre Gesichter zu verziehen, wie wenn sie in die andere Richtung blicken müssten.
- Des Weiteren schafft das Licht von hinten eine “Aura” in den Haaren und auf der Kleidung, welche optisch die Personen vom Hintergrund trennt. Dieser Effekt ist bei Menschen mit hellen Haaren noch stärker.
Dabei muss die Sonne nicht zwingend notwendig Bestandteil der Aufnahme sein. Es genügt nämlich schon, wenn Sie dem Fotografen in die Augen scheint und hoch genug über der Aufnahme ist.
Wo ist der Haken?
Gegen Aufnahmen bei Gegenlicht spricht der sehr große Dynamikumfang der Szene. Für die Fotokamera ist es sehr schwierig, den hellen Hintergrund und gleichzeitig das dunkle Model zu erfassen. Je nachdem, welche Belichtungsmessung Sie gerade eingestellt haben und wie Sie fotografieren, können folgende zwei Fälle auftreten:
Man kann sich nicht über den Automatikmodus ärgern, dass er die Situation nicht richtig eingeschätzt hat. Schon alleine deswegen, weil es keine perfekte Lösung gibt. Auf dem Bild rechts ist das Model gut sichtbar, aber der Himmel ist überbelichtet und damit können Sie kaum noch etwas nachträglich am Computer machen. Die linke Variante ist hingegen besser für die nachträgliche Bearbeitung geeignet. Alle Bildinformationen sind gerettet, aber ohne die Nachbearbeitung ist das Foto wertlos. Daher bevorzugt die Mehrheit dieses Variante nicht.
Eine Zwischenlösung wäre ein “nur bisschen überbelichteter” Himmel, wobei das Model weiterhin dunkel bleibt. Diese Variante ist jedoch weniger geeignet als die vorherigen zwei Lösungen.
Sie können sich somit für eine der Varianten entscheiden, die Ihnen am geeignetsten erscheint, was manchmal auch die beste Lösung ist. Es gibt beim Fotografieren mit Gegenlicht jedoch auch noch weitere Möglichkeiten.
Tipp 1: Suchen Sie nach einem dunklen Hintergrund
Es gibt viele Möglichkeiten, wie man ein Porträt bei Gegenlicht machen kann. Oftmals lohnt es sich, wenn Sie sich zum Beispiel in der Umgebung umsehen und nach einem dunklen Hintergrund suchen. Da Sie gegen die Sonne fotografieren, wirft praktisch alles in Ihre Richtung einen Schatten. Daher dürfte es kein unlösbares Problem sein. Ein toller Hintergrund ist insbesondere ein Wald oder sonst ein „grüner“ Hintergrund.
Achten Sie im nächsten Bild auf die Schatten – während der Hintergrund in seinem eigenen Schatten liegt, befindet sich das Model noch vor dem Schatten. Die Sonne scheint somit permanent auf das Model.
Diese Lösung ist eindrucksvoll. In den Haaren bleibt ein heller Schein und in Kombination mit dem dunkleren Hintergrund, wird dieser Effekt noch stärker. Ferner hat die automatische Belichtungsmessung jetzt nicht mehr so große Probleme und relativ richtig belichtete Aufnahmen sind das Ergebnis.
Es ist natürlich auch wichtig, was sich vor dem Model befindet, denn dies beeinflusst letztendlich die Helligkeit. In diesem Fall handelte es sich um hellen Sand, der von der Sonne beleuchtet wurde. Das Gesicht des Models wurde hierdurch etwas heller.
Tipp 2: Nutzen Sie eine Lichtquelle, die das Sonnenlicht reflektiert
Egal ob der Hintergrund dunkel ist oder nicht, bei Porträts ist es ideal, wenn Sie die Person von der sichtbaren Seite auf irgendeine Weise belichten können.
Es gibt hierbei mehr Möglichkeiten, als man annehmen würde. Entweder nehme ich ein Hilfsmittel (Lichtreflektor, externer Blitz) oder Sie finden ein Objekt, welches das Sonnenlicht in Richtung des Models reflektiert.
Lichtreflektor
Ein einfaches Hilfsmittel bei Porträtaufnahmen. Sie ist ziemlich günstig und in mehreren Größen im Handel erhältlich.
Die Reflektoren sind sehr beliebt bei Fotografen – der Nachteil ist jedoch, dass Sie noch jemanden benötigen, der die Lichtreflektoren halten wird. Daher nutze ich dieses Hilfsmittel eher selten. Seine Aufgabe erfüllt dieses Hilfswerkzeug jedoch auf jeden Fall.
Blitz oder Aufhellblitz
Meine Lieblingsvorgehensweise ist die Verwendung eines externen Blitzes per Fernsteuerung (z. B. das Modell Nikon SB-5000, Canon 600EX-RT oder auch chinesische Alternativen) oder auch eines Batterieblitzes. Bei diesem Helfer benötigen Sie keinen Assistenten, sondern nur ein Stativ. Es darf aber nicht zu windig sein, weil ein starker Wind die Technik gerne umwirft.
Die „Backstage“ Aufnahme zeigt, wie die Aufnahme bei Gegenlicht entstand. Der Blitz befindet sich in einer Softbox, wodurch man weiches Licht erhält. Ich habe die gleiche Belichtungseinstellung wie beim vorherigen Bild verwendet. Man kann hier gut erkennen, wie alles bis auf den Himmel dunkel wäre, wenn ich keine künstliche Lichtquelle verwendet hätte.
Beim Sonnenuntergang benötigen Sie keine hohe Leistung und daher reicht sogar ein kleiner Blitz aus. Bei der Verwendung eines starken Batterieblitzes ist es jedoch kein Problem, auch auf größere Entfernungen und unter der Verwendung einer ähnlichen Softbox (die die Leistung etwas reduziert), sogar bei intensivem Sonnenlicht am Tag zu fotografieren.
Sonnenreflexionen von umliegenden Objekten
Gerade in Städten befinden sich überall Gebäude, die das Sonnenlicht reflektieren. Sie funktionieren wie große Lichtquellen, die das Sonnenlicht zerstreuen. Es gibt aber auch weitere Objekte, die das Sonnenlicht reflektieren können. Auf der nächsten Aufnahme befindet sich ein Model im Schwimmbecken, um welches sich helle Pflasterplatten befinden und die das Sonnenlicht reflektieren. Hierdurch wird das Model am Ende nicht dunkel abgebildet. Ferner befindet sich die Sonne eher rechts vom Model, scheint jedoch nicht direkt ins Gesicht.
Tipp 3: Fotografieren Sie so, damit Sie später am Rechner bestimmte Stellen lokal aufhellen können
Die letzte Möglichkeit ist das nachträgliche Aufhellen am Computer. In Zoner Photo Studio können Sie mithilfe des Pinselfilters genau bestimmen, welchen Bereich Sie aufhellen oder noch etwas abdunkeln möchten. Etwas einfacher wird diese Aufgabe, wenn man ein Grafiktablet verwendet.
Um das Bild im Computer aufhellen zu können, sollte eine Aufnahme so dunkel sein, damit keine überhellten Bereiche mehr auf dem Foto vorhanden sind. Ein idealer Ausgangszustand ist das folgende Bild:
und hier kann man das Ergebnis nach dem Aufhellen sehen:
Der Nachteil besteht darin, dass Sie bei Aufnahmen mit Fotokameras bei Gegenlicht, auf dem LCD nicht gut erkennen können, was Sie fotografiert haben.
Ein weiteres Problem beim Aufhellen ist, dass das Bildrauschen zunimmt. Diese Vorgehensweise testet daher die Grenzen Ihrer Fotokamera aus. Kameras mit einem großen Dynamikumfang sind hier im Vorteil – insbesondere Vollformat- oder spiegellose Systemkameras, wie z. B. die Nikon D810, Sony A7R III oder die in dieser Hinsicht etwas schlechtere Canon 5D Mark IV.
Aber selbst Fotokameras mit einem kleineren Bildsensor müssen Sie nicht gleich in den Abfalleimer werfen. Aufnahmen bei Gegenlicht können Sie auch mit solchen Kameras machen – machen Sie einfach etwas hellere Bilder als in meinem Beispiel und schon haben Sie das Rauschen etwas reduziert. Falls Ihnen zudem eine geringere Auflösung ausreicht, zum Beispiel um das Bild auf Facebook zu veröffentlichen, dann können Sie solche Fotos auch von Ihrem Mobilfunkgerät aufhellen und niemand bemerkt das Rauschen.
Üben Sie Ihr Auge und testen Sie Ihre Kamera
Bei den oben aufgeführten Situationen ist es am besten, wenn Sie bereits im Vorfeld in Erfahrung gebracht haben, wo die Grenzen Ihrer Fotokamera liegen. Ferner bis zu welchem Grad Sie dunkle Aufnahmen machen können, damit sie hinterher noch aufgehellt werden können und gut aussehen. Und wenn Sie in der Lage sind, die Umgebung richtig einzuschätzen, sowie eine Vorstellung davon haben, wo das Sonnenlicht reflektiert wird, dann haben Sie schon gewonnen. Dies sind aber keine Fähigkeiten, die Sie am Computer erlangen, sondern erst beim Üben im Freien erlernen.